ARD-Hörspieldatenbank

Originalhörspiel
3. Folge der Reihe
Mein Fall liegt anders
Technische Realisierung: Heinz Klein, Christiane Preckel
Regieassistenz: Christoph Pragua
Regie: Manfred Brückner
Klaus Altmann ist Alkoholiker. In einem szenisch gebrochenen Dialog ohne direktes Gegenüber erzählt er rückblickend von seinen Erfahrungen, beschreibt die Stationen auf dem Weg zur Sucht. Der Übergang vom sogenannten normalen Trinker zur Abhängigkeit ist auch bei ihm gleitend gewesen; er hat ihn nicht bemerkt, beziehungsweise auch nicht bemerken wollen und sich mit der Selbstverlogenheit des akuten Alkoholikers immer wieder seine Normalität eingeredet. Selbst als die Symptome am Arbeitsplatz nicht mehr zu verbergen sind, als er mehrere Male peinlich aus der Rolle fällt und ihm ein Arzt Alkoholabhängigkeit diagnostiziert, behauptet er immer noch: "Mein Fall liegt anders!" Er behauptet es, bis es beinahe zu spät ist, bis die Sucht ihn in die kaum noch vermeidbare Katastrophe zieht.
Defranks nach genauen recherchen geschriebene Fallstudie des Klaus Altmann beschreibt das mögliche Schicksal eines jeden Einzelnen der 1,8 Millionen alkoholkranker Menschen in der Bundesrepublik. Der Autor zeigt jedoch nicht nur die unerbittliche Konsequenz einer "Säuferkarriere", seinem Hörspiel integriert ist das Aufweisen der Möglichkeit, die Sucht zu überwinden. Diesem seinem Anliegen entspricht auch die persönliche Stellungnahme zum Stück: "5,6 Milliarden kassiert der STaat an Steuergeldern für alkoholische Getränke, von denen erhält die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren, um zu helfen, um aufzuklären, 900.000 DM. Das sind 0,16%, Freunde! So sieht das aus! Wir sind nicht das einzige Land, bei unseren Nachbarn ist es nicht viel anders. Umweltproblem Nummer Eins: Alkoholismus! Keine Frage. Was würden die Umweltschützer sagen, wenn in einem einzigen Bundesland tausend Menschen durch Reaktorunfälle ums Leben kämen? Sind die tausend Alkoholtoten nichts?" (Historischer Pressetext)