ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Der Mann, der drei Schuhe trug
Radiogroteske mit Musik
Komposition: Peter Zwetkoff
Technische Realisierung: Ludwig Groß
Regie: Bernd Lau
In einem Cafe explodiert eine Bombe; die Explosion fordert Menschenleben. Bei der Suche nach dem Attentäter überprüft die Polizei, "einschlägige" Kreise, darunter auch einen Mann, der als Anarchist gilt. Der Mann wird aufs Präsidium bestellt, verhört, festgehalten. Dann, zwei Tage später ist er tot, er stürzte aus einem Fenster des Polizeipräsidiums. Ein Reporter - Zeuge des Fenstersturzes - sieht oben einen Polizisten mit einem Schuh in der Hand. Der Polizist sagt später aus, er habe den Mann am Selbstmord hindern wollen und dabei nur noch den Schuh zu fassen bekommen. Doch der Leichnam hat zwei Schuhe an.
Wilfried Schilling, der sich in seinem Hörspiel auf den "Fall Pinelli" in Mailand bezieht, interessiert vor allem die Groteske, die in dem Fall steckt. Er benutzt rhythmisch gebundene Reden, Songs, Zwischenmusiken und szenische Einschübe, die den Fall episch verfremden und zugleich dessen "schreckliche und lächerliche" Momente verdeutlichen. "Nicht eine Laune der Natur gilt uns als grotesk, sondern solche Entstellung, die das Schreckliche und Lächerliche auf die Spitze, zum unerträglichen Widerspruch treibt: die produzierte Entstellung des Menschen, die von Menschen verübte Unmenschlichkeit."