Originalhörspiel

Autor/Autorin: Dieter Kühn

Mit Flügelohren ins Dritte Reich (1. Teil: Die Horchtätigkeit des Luftspähers darf nie aussetzen)

Technische Realisierung: Andreas Meinetsberger, Jean Szymczak
Regieassistenz: Philippe Bruehl

Regie: Hein Bruehl

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Doris SchadeKarin Wolters
    Dagmar ManzelGerda
    Dieter MannPK-Berichterstatter
    Gunter SchoßVosskamp, Andreas
    Udo SchenkFranz Riethmüller

Wenn Karin Wolters von "ihrer" Eifelkuppe spricht, denkt sie nicht an Natur und Landschaft. Sie erinnert sich an ihren "Horchtrichter", und der ganze Sprachschrott des Dritten Reiches fällt ihr wieder ein: Kriegshilfsdiensteinsatz, Horchbeobachtung, Auge-Ohr-Flugmeldedienst. Vieles ist für die 71-jährige Schauspielerin noch gegenwärtig, und sie würde gern mit ihrer Tochter darüber reden: über das Gefühl, wenn die Ohren sich ablösen und in den Luftraum aufsteigen, als hätten sie Flügel, eindimensional ausgerichtet auf feinste Geräuschdifferenzen zwischen Pfadfinderbombern, Moskitos und Spitfires, viermotorigen Sterlingbombern oder zweimotorigen Wellingtons - über Gefühle und Schuldgefühle, vor allem über eine unerklärliche Verzögerung ihrer Meldung vor dem großen Luftangriff auf Köln am 15. Juli 1944. Während die PK-Berichte vom Aufstieg der namenlosen Flugmeldehelferin Karin Wolters zur gefeierten Schauspielerin erzählen, denkt der Pilot Jan Kaczmarek über seinen merkwürdigen Auftrag nach. Zusammen mit Dr. Müller-Behring sammelt er Kunstwerke ein: Brunnenfiguren oder Hitlerporträts zu markigen Versen: "Er stieg empor aus Urwelttiefen / und wurde ragend wie ein Berg." Auch Bilder so genannter "entarteter" Künstler gehören zur Fracht, von Ernst Ludwig Kirchner etwa, dem "Brücke"-Maler. Dessen Bilder fänden in der nahen Schweiz sicher großes Interesse, und genug Sprit wäre noch im Tank der JU 52 ... In Berlin ist die Lage inzwischen aussichtslos geworden. Alle Sperr-Ringe sind durchbrochen, die Russen rücken immer weiter vor. Aber im unterirdischen Labyrinth des Berliner Regierungsviertels, Codewort "Zitadelle", inmitten verwundeter Soldaten, wird trotz des sicheren Endes eine geheime Mission vorbereitet. Großadmiral Dönitz hat den Befehl erhalten, seine Seekadetten zur Rettung Berlins zu mobilisieren. Er zweifelt an der Urheberschaft des Funkspruchs und will den Befehl erst dann ausführen, wenn er eine schriftliche Vollmacht erhält. Und während im Radio an deutsche Soldatentugenden erinnert wird (mit Auszügen aus den Tonfilm-Tagebüchern der Schauspielerin Karin Wolters), machen sich zwei Männer und eine Frau mit dem Führerbefehl 27/4 auf den Weg.

Weitere Informationen
Dieter Kühn, geboren 1935, wurde durch seine Hörspiele und seine literarischen Biographien zu Persönlichkeiten des Mittelalters einem breiten Publikum bekannt. Der Romancier und Lyriker, Autor von Kinderbüchern, Theaterstücken und Hörspielen lebt in Köln. Er erhielt mehrfach literarische Preise und Auszeichnungen.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Westdeutscher Rundfunk 2001
  • Erstsendung: 18.04.2001 | WDR 3 | 22:00 Uhr | 59'30

Rezensionen (Auswahl)

  • Frank Olbert: In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 18.04.2001. S. 59.
  • Norbert Schachtsiek-Freitag: In: Funk-Korrespondenz. 49. Jahrgang. Nr. 19. 11.05.2001. S. 35.

Haben Sie Anregungen oder Ergänzungen zu diesem Eintrag?