Ars acustica

Reihentitel: Metropolis

Autor/Autorin: Ray Gallon

Metropolis Barcelona de la Ceba

Komposition: Ray Gallon
Redaktion: Markus Heuger
Technische Realisierung: Benedikt Bitzenhofer, Jeanette Wirtz-Fabian

Regie: Ray Gallon

Die Stadt Barcelona ist wie eine Zwiebel in konzentrischen Ringen gebaut, wovon jeder seine eigene Geschichte und seine eigene Energie besitzt. Das katalanische Wort für Zwiebel ist "Ceba" und im Katalanischen beschreibt der Ausdruck "de la Ceba" - wörtlich "von der Zwiebel" - eine Person oder eine Tradition, die aus tiefsten katalanischen Wurzeln stammt. Er kann auch bedeuten, dass jemand starrköpfig, eigensinnig ist. Ich verbringe die Hälfte meiner Zeit in Barcelona und bin immer wieder bewegt vom starken Geschichtsbewusstsein des modernen Menschen in dieser Stadt. Barcelona ist nämlich eine Stadt, deren Einwohner Traditionen und Feste mit Inbrunst feiern, nicht zum Amüsieren der Touristen, sondern weil diese Rituale für sie selbst bedeutungsvoll sind und daher mit einer Intensität begannen werden, die man in unserem zynisch rationalen Zeitalter als außergewöhnlich bezeichnen muss. Die Zwiebel von Barcelona beginnt im Untergrund - in den römischen Ruinen. Dies ist das Zentrum der Zwiebel, und klanglich betrachtet ist es dort still, geschichtsträchtig und monophon. Während das Klangporträt sich vom Römischen zum Gotischen bewegt, dringen wir nach außen vor - und gewinnen dabei ein wenig Stereophonie und auch Energie (wie die Energieschalen eines Atoms, die ja auch den Häuten einer Zwiebel ähneln). Jede neue Schicht der Zwiebel - vom römischen über das gotische bis zum "modernistischen", vom Geist und der Architektur Gaudis und seiner Zeitgenossen geprägten Barcelona, und weiter bis zur modernen technologisch-industriellen Stadt - besetzt eine immer größere stereophone Bandbreite mit jeweils höheren Energieniveaus und komplexeren, aus dem heutigen Leben in den einzelnen Schichten der Stadt abgeleiteten Klangmischungen. Vergängliche Klänge, aus den Lufträume bezogen, die die wichtigsten historischen Plätze der Stadt durchklingen, signalisieren den Übergang von einer Schicht zur nächsten.

Weitere Informationen
Ray Gallon, geboren 1947 in der Nähe von New York, begann seine Laufbahn auf dem Gebiet der Klangkunst als Musikstudent. Er studierte an der Western Reserve University (Cleveland/Ohio) Kommunikation und Theaterdesign an der Universität von Alberta in Edmonton/Kanada. Als Radio-Producer hat er mehr als 100 Rundfunk-Sendungen und Musik-Dokumentationen für nordamerikanische und europäische Stationen erstellt. Er wurde Programmleiter einer Sendereihe über zeitgenössische Musik bei WNYC-FM in New York , dem größten öffentlichen Sender in den USA. Lehrtätigkeiten nimmt er wahr an der New Yorker University, der New School for Social Research/New York, der Ecole d' Art in Aix-en-Provence, der Ecole Nationale des Beaux Arts in Lyon, der Université de Toulouse le Mirail sowie an der Université de Montpellier III Paul Valéry.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Westdeutscher Rundfunk 2001
  • Erstsendung: 02.06.2001 | WDR 3 | 23:05 Uhr | 46'06

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