Originalhörspiel, Science Fiction-Hörspiel
Autor/Autorin:
Hans Kasper
An der Biegung der Erinnerung
Future Fiction
Komposition: Dieter Zimmermann
Technische Realisierung: Paul Fleck, Dieter Stratmann
Regieassistenz: Burkhard Ax
Regie: Werner Klein
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Hans Korte Bürger Karin Dieck-Lischek Malia Alwin Joachim Meyer VII Chef, beobachtende Behörde Klaus Schwarzkopf Speaker, beobachtende Behörde Ursula von Reibnitz Ärztin Manfred Heidmann Arzt Wolf Martienzen Beamter Peer Augustinski Patient Gisela Claudius Sekretärin/Ansage
Der Medizin ist die Übertragung von Gedächtnisinhalten gelungen; eine Überwachungsbehörde übt Gedankenkontrolle aus.Wenn ein Staatsoberhaupt im 70. Jahrhundert aufkommende Euphorie bei seinen Bürgern für ungefährlich hält und sich hiervon sogar gesteigerte Lebensqualität erhofft, kann das nur als Folge eines psychischen Attentatsversuches gewertet werden. Bei Recherchen stößt die Beobachtende Behörde auf die Tatsache, daß der 1. Bürger vor einigen Jahren unter einem Vorwand und ohne sein Wissen einer Gehirnoperation unterzogen wurde, bei der ihm die Erinnerung einer fremden Person übertragen wurde, um eine in seinem Erinnerungspaß dokumentierte dreistündige Gedächtnislücke zu füllen. Bei einer Überprüfung der transplantierten Erinnerung stellt sich heraus, daß der 1. Bürger in der fraglichen Zeit eine Straße entlanggegangen war. Aber während er sich genau erinnert, an einer Ecke abgebogen zu sein und ein ihm unbekanntes Haus betreten zu haben, belegt sein Erinnerungspaß zweifelsfrei, daß er damals ebensowenig wie der Mann, von dem die Engramme stammen, abgebogen ist, sondern vielmehr geradeaus weitergegangen sein muß. Die Beobachtende Behörde, der jenes Haus bekannt ist, ist schon seit geraumer Zeit den dort wohnenden Personen, einem Mann und einer Frau, auf der Spur, die jedoch rätselhafterweise, obwohl aktenkundig, nicht auffindbar sind. Man steht vor dem Problem, eine allem Anschein nach falsche Erinnerung aufzuklären und zwei Personen zu suchen, die zwar existieren, die es aber nicht gibt. Ein phantastischer Fall von Schizophrenie - oder mehr? Eine lückenlose Gedächtnisüberwachung beim 1. Bürger führt schließlich dazu, daß man sich fragen muß, ob es möglich ist, aus seinen eigenen Erinnerungen abzubiegen. Können allein Gedanken Menschen zum Leben erwecken? Wollte der 1. Bürger über seinen eigenen Schatten springen, menschlicher handeln? Hatte er eine Möglichkeit gefunden, den emotionellen Part seiner Existenz als Schemen zu personifizieren? Am Ende wird die Fahndung abgebrochen. Aber können wir so sicher sein, daß unsere Träume ohne Körper sind?
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk / Hessischer Rundfunk 1975
- Erstsendung: 03.05.1975 | WDR 1 | 19:30 Uhr | 44'46