ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Zeit und Kartoffeln
Technische Realisierung: Roland Seiler, Marlies von Stedmann
Regie: Peter Michel Ladiges
Die Bauerntochter Ottilie studiert in der Stadt, aber die Ertäge des elterlichen Hofes reichen kaum aus, ihr Studium zu finanzieren. Der Pächter des elterlichen Hofes, der sie auf Wunsch der Mutter besucht, um Kartoffeln zu bringen, heißt Eberhard Dieter Seume. Nicht zu verwechseln mit Johann Gottfried Seume, mit dem sich Ottilie nachts unterhält. Ottilie, korpulent, hat eine Abneigung gegen Kartoffeln, weil sie schwer machen und zur Erde zwingen. Ottilie bleibt lieber der Zeit auf der Spur, aber sie hat Mühe zu begreifen, dass man sich als Individuum genauso durch die Zeit bewegt wie jede andere Sache, z.B. ein Kartoffelsack. Wenn man das Licht allerdings als fünfte Dimension begreift, dann läuft die Zeit langsamer, so Ottilies Theorie. Günter Eichs letztes Hörspiel ist bizarr, und gerade deswegen zieht es den Hörer in Ottilies ver-rückte Weltwahrnehmung hinein.
Günter Eich, 1907-72, Mitglied der "Gruppe 47", Büchner-Preisträger. Sein Werk für den Hörfunk umfasst über 100 Titel. Mit Hörspielen wie "Träume" (NWDR 1951) oder "Die andere und ich" (SDR/NWDR 1952, "Hörspielpreis der Kriegsblinden") schrieb Eich Hörspielgeschichte.