Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Heinrich Mann
Madame Legros
Vorlage: Madame Legros (Theaterstück)
Bearbeitung (Wort): Fred von Hoerschelmann
Technische Realisierung: Walter Guggenberger, Sigrid Müller
Regie: Otto Düben
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Ida Krottendorf Madame Legros Adelheid Seeck Königin Marie Antoinette Julia Costa Comtesse d'Orchat Anneliese Born Marquise de Sarclé Ulli Philipp Verwandte des Ehepaares Legros Karin Schlemmer Madame Touche Alfons Hoeckmann Legros Ernst August Schepmann Chevalier d'Angelot Jörg Schleicher Abbé de Zorano Johannes Großmann Fanchon Walter Thurau Vignon Anni Steiner Maria Walenta Karl-Heinz Bernhard Heinrich Diedrich Herbert Dubrow Carlo Fuss Thomas Stroux Alexander Diersberg Dieter Henkel Karl Köstlin Dietrich Schröder Bruno Schaeffner Angelika Schneider Sibylle Beuttner
Madame Legros, eine einfache Frau aus dem Kleinbürgertum, findet vor der Bastille einen Zettel mit der Botschaft eines seit vielen Jahren unschuldig im Kerker schmachtenden Gefangenen, der um Hilfe bittet. Durch diesen Zufall wird ihr die ungeheuerliche Macht des Unrechts und die willkürliche Gewalt der Herrschenden mit Bestürzung bewußt. Sie setzt sich fortan mit missionarischem Eifer für die Befreiung des Unschuldigen ein. In den höheren Schichten der Gesellschaft, zu denen sie sich Zugang verschafft, betrachtet man die natürliche Begeisterung der Madame Legros mit der Ironie raffinierter und korrupter Naturschwärmerei; man genießt die Ungebrochenheit und Unmittelbarkeit der einfachen Bürgerin, die von der Idee der Gerechtigkeit erfüllt ist, als eine Kuriosität. Selbst die Königin möchtesich ein solches Schauspiel volkstümlicher Naivität nicht entgehen lassen: Madame Legros vermag bis zu ihr vorzudringen und ihr die Bitte um Befreiung des Gefangenen Latude vorzutragen. Immer deutlicher wird sich Madame Legros bewußt, daß sie, um ihr Ziel zu erreichen, gezwungen ist, mit den herrschenden Kompromisse zu schließen. Sie erreicht endlich, wofür sie gekämpft hat, und wird mit dem Tugendpreis der Akademie ausgezeichnet. Müde und desillusioniert durch ihre opfervollen Anstrengungen und Erniedrigungen, vermag sie die öffentliche Ehrung nur noch als Hohn auf die gerechte Sache zu empfinden. Als die Menge am Vorabend des Sturms auf die Bastille Madame Legros auffordert, als Führerin voranzuschreiten, weigert sie sich. Der Chevalier d'Angelot, der sie vor der blinden Wut der Revolutionäre schützen will, wird getötet. Madame Legros kehrt voller Schuldgefühl und Resignation in ihr beschränktes häusliches Dasein zurück.
Produktions- und Sendedaten
- Süddeutscher Rundfunk 1966
- Erstsendung: 06.03.1966 | SDR1 | 17:00 Uhr | 58'00