ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Krupp oder die Erfindung des bürgerlichen Zeitalters (1. Teil)
Komposition: Michael Riessler
Technische Realisierung: Rudolf Stückrath, Werner Jäger
Regieassistenz: Michael Ogrizek
Regie: Norbert Schaeffer
Stahlfabrikant Krupp denkt rational. Seine Welt besteht aus Zahlen. Krieg führen bringt Geld und zwei Weltkriege den erhofften wirtschaftlichen Aufschwung. Die Industrialisierung gebiert ihre neue Gesellschaftsordnung mit der Kruppschen Dynastie im Mittelpunkt. Die Handlungsträger sind Kunstfiguren. Der -synthetische' Krupp steht für drei Generationen und der Kaiser für Wilhelm I und Wilhelm II. Hitler fährt 20 Jahre zu früh mit knatterndem Motorrad vor und meldet seine Ansprüche auf die deutsche Geschichtsschreibung an. Deutsche Historie von 1870-1946 im satirisch-zugespitzten Zeitraffer. In bitterbösen und zugleich höchst amüsanten Dialogen erlebt der Hörer den Aufstieg und Fall des Kaiserreichs, die Geburt der Sozialdemokratie, während die totalitäre Kraft des Faschismus bereits angelegt ist. Das fiktiv zusammengeführte Personenarsenal dient so nicht der historischen Aufarbeitung der Fakten, sondern dem Nachempfinden von gesellschaftlichen und politischen Entwicklungsprozessen.
Peter Märthesheimer, geboren 1937 in Kiel, arbeitete 15 Jahre als Dramaturg und Produzent beim WDR und der Bavaria. Seit 1994 ist er Professor für Drehbuch und Dramaturgie an der Filmakademie in Baden-Württemberg. Er hat zahlreiche Drehbücher geschrieben, u.a. für Rainer Werner Faßbinders Nachkriegstrilogie "Die Ehe der Maria Braun", "Lola" und "Die Sehnsucht der Veronika Voss". Märthesheimer wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Adolf-Grimme-Preis, dem Prix Futura und der Goldenen Kamera. Für sein Romandebüt "Ich bin eine andere" (2000) erhielt er den Mara Cassens Preis des Literaturhauses Hamburg.