Hörspiel

Autor/Autorin: Raoul Wolfgang Schnell

Der Chef

Komposition: Ennio Morricone

Regie: Raoul Wolfgang Schnell

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Fritz LichtenhahnAlex
    Angelika BenderSimone
    Hans CaninenbergHerr
    Michael ThomasJuan
    Nicola SaussenMädchen
    Curt BockMann
    Burghart KlaußnerZweiter Herr
    Jan EberweinAutor
    Ferdinand MuthKellner
    Ingrid LammerdingHosteß
    Pawel MatweewLautsprecher

"Da blättert der Ich-Erzähler in einer alten Geschichte - 'Nachtflug' - heißt sie - und verirrt sich darin, kommt nich mehr heraus, sitzt darin wie in einer Falle - und wartet auf den Sinn der Geschichte. Warum denn Nachtflug? Warum die Eile, die Hast, die hektische Sorge, daß dies und jenes früher geschieht, immer früher, schneller rascher - und am Ende doch auf Kosten derer, die die Geschichte leben oder dazu gezwungen werden. Die Personen der Geschichte sehen ihn verwundert an und verstehen nichts von dem, was er sagt. Sie warten auf den Chef, sagen sie, haben andere Sorgen. Die Frau des Nachtkuriers - daß er ihr endlich eine Nachricht gibt von ihrem Mann, der eine schlimme Nacht durchfliegt -, der junge Arbeiter, daß man ihm eine Karre leiht, weil er umziehen muß auf die andere Seite der Stadt. Bagger walzen das Viertel nieder, in dem er wohnt. Der Chef bleibt unsichtbar. Aber der Arbeiter bekommt die Karre und beginnt seinen Umzug durch die Nacht mit einem Mädchen voller Träume. Die Frau und der Ich-Erzähler wiederholt seine Fragen auf einer Party und erntet Lächeln der umstehenden Aktionäre. Jahre vergehen. Viele Jahre. Der Kurier ist längst abgestürzt. Niemand sagt es der Frau. Die Geschichte macht andere Geschichten. Und während die Frau weiter wartet auf eine Nachricht, wie der Ich-Erzähler auf den Sinn der Geschichte, zieht der Arbeiter noch immer durch die Nacht. Seine Zeit ist eine andere. Nur ihr Sinn bleibt ungesagt. Der Chef verborgen. Der Computer schweigt. Am Ende erreicht der Arbeiter die andere Seite - aber auch da stehen Bagger. - Im Warteraum eines Flughafens sitzen die Personen der Geschichte und sehen vor sich hin. Der Ich-Erzähler liest aus einem alten Brief, den der hinterließ, der den 'Nachtflug' schrieb, und erntet Lächeln. Durchsagen. Abflug. Die Personen drängen zum Ausgang - wohin? Geht die Geschichte weiter - noch immer ohne Sinn? Der Chef schweigt. Der Chef ist die Zeit."

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Westdeutscher Rundfunk 1980
  • Erstsendung: 02.06.1980 | WDR 3 | 71'06

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