ARD-Hörspieldatenbank


Hörspielbearbeitung



Raoul Schrott

Tristan da Cunha oder die Hälfte der Erde (1. Teil: Die Insel)


Vorlage: Tristan da Cunha oder Die Hälfte der Erde (Roman)

Bearbeitung (Wort): Michael Farin

Komposition: Helga Pogatschar

Technische Realisierung: Hans Scheck, Angelika Haller

Regieassistenz: Martin Trauner


Regie: Ulrich Lampen

Kein Ort der Welt ist weiter entfernt von jeder menschlichen Siedlung als Tristan da Cunha, ein Vulkan mitten im Atlantik, im Dreieck zwischen Brasilien, der Antarktis und Südafrika. Und dennoch wird diese Insel, die gerade einmal zehn Kilometer Durchmesser hat, zur "Mitte der Zeit" und zur "Mitte der Welt" für vier Personen, deren Schicksale sich hier über Jahrhunderte hinweg kreuzen. Noomi Morholt, eine südafrikanische Wissenschaftlerin, die im Jahr 2003 unterwegs ist zu ihrer Forschungsstation im arktischen Eis. Edwin Heron Dodgson, ein anglikanischer Priester - Bruder des Schriftstellers Lewis Carroll -, der am Ende des 19. Jahrhunderts die Inselbewohner missionieren soll. Christian Reval, der im 2. Weltkrieg als Funker auf Tristan da Cunha stationiert war und die Insel zum ersten Mal vermessen hat, auf dem Weg in die Antarktis aber unter ungeklärten Umständen stirbt. Der Briefmarkensammler Mark Thompson, der anhand seiner Briefmarken die Entdeckung der Insel und ihre Geschichte rekonstruiert - und zugleich die Geschichte seiner gescheiterten Ehe: "Ach Marah; was versteht er von dieser unserer Insel? Was weiß er um ihre Utopie? Glaubst du wirklich, van Houten hätte dort etwas von diesem Nachmittag gesehen, der immer über diesem Land liegt, der Nacht, die vor meinen Augen hoch über den Horizont gebannt scheint, dem Wasserfall, der wie vom Wind abwärts gedrückter Rauch über der Klippe hängt und noch im Fallen innezuhalten scheint? Den Vögeln wie eine Erinnerung an eine Schrift der Luft; ein dunkler blauer Himmel über einer blau dunklen See." Raoul Schrott hat mit "Tristan da Cunha" ein vielschichtiges Erzählwerk geschaffen, in dem sich schroffe Landschaften mit Geschichten von Menschen verknüpfen, die versuchen, ganz verschiedene Vorstellungen von Liebe zu verwirklichen - inmitten des Sturms, der alle Jahrhunderte einmal die Insel verwüstet. Eigenständige Erzählstränge fügen sich zu einem vierstimmigen Kanon: Eine Komposition, in der sich Fiktion und Historie verbinden, Figuren und ihre Sehnsüchte im Licht des Mythos von Tristan und Isolde. Mit Blick auf die fernste Insel der Welt entwirft Raoul Schrott eine Geschichte der Welt - und zeichnet dabei, wie zufällig, ein umfassendes Bild des menschlichen Lebens.

Raoul Schrott, geboren 1964, Lyriker, Romancier, Hörspielautor und Übersetzer, war 1986 Sekretär des französischen Schriftstellers Philippe Soupault, danach Lektor am "Istituto orientale" in Neapel. Er lebt als freier Schriftsteller in Irland. Zu seinen Hörspielen gehören "lingua franca sonora I-IV" (BR 1994-1995), "Hotels" (BR 1995, mit Klaus Buhlert, Hörspiel des Jahres 1995), "Finis terrae" (mit Klaus Buhlert, BR/ORF 1996), "Tropen" (BR/HR/ORF 1998), "Zarzura" (mit Michael Farin, BR 1998), "Die Wüste Lop Nor" (mit Michael Farin, BR 2000, Hörspiel des Monats August), "Gilgamesh" (BR 2001, Hörspiel des Monats Oktober). Er wurde u.a. mit dem Leonce-und-Lena-Preis (1995) ausgezeichnet, mit dem Berliner Literaturpreis (1996) und dem Peter-Huchel-Preis (1999).

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Friedhelm PtokMark Thomsen
Christian RedlChristian Reval
Jens HarzerEdwin Heron Dodgson
Sophie von KesselNoomi Morholt
Kathrin AngererSturm


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2003

Erstsendung: 24.12.2003 | 54'02


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: Der Hörverlag 2004


REZENSIONEN

  • Stefan Fischer: Süddeutsche Zeitung. 23.12.2003. S. 17. - Eva-Maria Lenz: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 23.12.2003. S. 36.

 

 

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