Hörspiel
Autor/Autorin:
Milos Rejnus
Furchtbar viel Arbeit. Der Tod des Handlungsreisenden II
Übersetzung: Bedrich K. Becher
Regie: Otto Düben
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Dieter Borsche Willy Berni Clairmont Linda Volker Lechtenbrink Harold Peter Mosbacher Der Chef Wolfgang Engels Erster Herr Alwin Michael Rueffer Zweiter Herr Alwin Joachim Meyer Mann auf dem Schießplatz Michael Thomas Der Sportler Edgar Hoppe Philipp Louise Martini Das Fräulein Sigrun Höhler Hildegard Krekel Ingrid Lammerding Wera Petersohn Margit Spielmeyer Adolf "Addi" Furler Arno Görke Wolfgang Müller Hans Neubert Heinz Schacht Franz-Josef Steffens
"Der Tod des Handlungsreisenden II" lautet der Untertitel dieses
Hörspiels.
Er zeigt ebenso wie das Personenregister, dass der tschechische Autor
hier eine Umdeutung des bekannten Schauspiels von Arthur Miller
beabsichtigt. Außerdem scheint - auf den ersten Blick - nicht nur eine
Reihe von Motven der Rahmenverhandlung identisch zu sein, sondern
Rejnus hat darüber hinaus ganze Passagen aus dem Werk des
amerikanischen Dramatikers - wörtlich übersetzt - in seine präzis
konstruierte Story eingefügt, deren andere, ja gegensätzliche
Zielrichtung und politischer Kern erst am Ende durchschaubar werden,
wenn scheinbar planlosen Aktionen plötzlich ihre niederschmetternde
Bedeutung enthüllen. Eine ungewöhnlich entwickelte Handlung, die das
"Plagiat" jener berühmten, geradezu prototypischen Szenen bewusst
einplant, um dadurch zu unterstreichen, dass es hier einzig und allein
auf die These, den Extrakt und die ethische Schlussfolgerung ankommt,
die in der Tat nichts mehr mit der klinischen Schilderung des
Handlungsreisenden Willy zu tun haben. Hier ist er das unwissende
Werkzeug eines politischen Komplotts. Erst sein gutgemeinter
Arbeitseifer ermöglicht das Verbrechen. Und als er glaubt, den Lohn
seiner Mühen zu ernten, folgt das blanke Entsetzen. Zu spät erkennt er
die Früchte seiner Arbeit.
Als Motto hat der tschechische Autor, zuletzt Historiker an der
Brünner Universität, Verse aus einem Gedicht von Vladimir Holan
vorangestellt:
" 'Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!" Ja -
Aber was ist Arbeit? Seiner Selbstlosigkeit treu bleiben, oder
Kirchenablass verkaufen,
oder fleißiger Heizer im Krematorium sein, ein Thermometer in den
Mastdarm des Krieges stecken,
oder bei der Weinlese singen müssen, damit man weiß, dass du keine
Trauben isst, den Pferden die Zähne nachsehen oder wie ein
Scharfrichter vor der Hinrichtung den Lebenden die Nasenflügel
herausreißen..."
.
Das Hörspiel des 1964 tödlich verunglückten Autors, von dem der WDR
bisher
"Die Wiederkehr des Ovid" gesendet hat, ist der erste Teil einer
Trilogie,
die um Attentate auf Staatsoberhäupter in verschiedenen historischen
Epochen kreist. Den zweiten Teil, "Urhamlet", bringt der WDR
voraussichtlich im nächsten Halbjahr zur deutschen Erstsendung.
Der dritte Teil kam nicht mehr zur Ausführung.
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1966
- Erstsendung: 24.05.1967 | WDR 1 | 78'00