Hörspiel
Autor/Autorin:
Ardi Liives
Das Haus an der Kurve
übersetzt aus dem Estnischen
Übersetzung: Ehrenfried Pospisil
Regie: Heinz Wilhelm Schwarz
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Ricarda Benndorf Iris Hansjörg Felmy Koit
Dieses Hörspiel des estnischen Autors ist ein aufschlussreiches
Beispiel sowjetischer Problemliteratur und charakteristisch für die
moralischen Leitbilder des Sowjetmenschen, über die im Westen zuweilen
abenteuerliche Vorstellungen kursieren. Das unbedingte,
gesellschaftsbezogene Ehrlichkeitsideal, das hier an einer extremen
Situation des täglichen Lebens demonstriert wird, ist nach der
unausgesprochenen Meinung des Autors ein Gradmesser für das
kommunistische Bewusstsein des einzelnen. Die Ärztin Iris ist
glücklich, dass ihr Verlobter, der Lehrer Koit, sie heiraten kann.
Endlich eine eigene Wohung - die Voraussetzung für eine glückliche
Zukunft zu zweit. Nur um ein paar Zigaretten zu holen, verlässt Koit
ihre Wohnung an der Straße nach Tallin (Reval) und kommt wenig später
verstört zurück. Er hat einen Menschen überfahren. Diese Situation ist
der Anfang vom Ende einer Liebe, die an der Lüge scheitert. Eine
Bewährungsprobe, die an Louis Verneuil's Theaterstück "Monsieur
Lambertin" erinnert. Hier wie dort werden aus zwei Liebenden am Ende
Menschen, die sich fremd geworden sind. Bei Ardi Lives ist jedoch
nicht die Eifersucht Ursache und Motor der Entfremdung, sondern der
Gewissenskonflikt, den die Verlobten nicht gemeinsam bestehen. Kann
man mit einer Lüge, auch einer gemeinsam getragenen, ein Lebensglück
aufbauen? Solidarität in der Lüge kann es nicht geben.
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1967
- Erstsendung: 19.08.1967 | WDR 2 | 40'00