Originalhörspiel, Science Fiction-Hörspiel
Autor/Autorin:
Erasmus Schöfer
Heimsuchung
Regie: Raoul Wolfgang Schnell
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Hermann Schomberg Prof. Heinrich Schulze Margot Leonhard Lena Schulze
Ein Wissenschaftler domestiziert eine neue Rasse von Insekten, die von einer geheimen Leitintelligenz gesteuert werden und deren Stich tödlich ist. Handelt es sich um die Mutation einer inländischen Species unter einem atomaren Schock? Die zufällige Kreuzung zweier artverschiedener Tiere? Oder haben sie schon lange unbemerkt im südamerikanischen Urwald existiert? Eines Morgens war Prof. Schulze von einem Rauschen erwacht, einem Flirren in der Luft, das sich unter seinem Dach verdichtet hatte: hunderte von schwirrenden Lebewesen, denen er die wissenschaftliche Bezeichnung Phaenopterix Schulzensis und den schönen deutschen Namen Schillebold gegeben hat. Gegen die anfänglichen Proteste seiner Frau hat er sie zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Mit seinem hochgiftigen Stachel vermag das Männchen ein ausgewachsenes Pferd auf der Stelle zu töten. Aber der Phänopterix hat ein gutmütiges Temperament; man darf ihn eben nur nicht reizen. Das vermag den jungen Mann, der in die einsame Vorstadtbehausung des Professors eingedrungen ist, freilich wenig zu beruhigen. Mit professoraler Eindringlichkeit bringt ihm der Hausherr die Objekte seiner Forschung näher, schildert seine Versuche, ihrer versteckten Steuerung auf die Spur zu kommen, mit jener geheimen Leitintelligenz Kontakt aufzunehmen. Bald wird der Phänopterix seinen Einflußbereich ausdehnen und schwärmen, andere Häuser und Dörfer aufsuchen. Das Antlitz der Menschheit wird von dieser Begegnung geprägt sein. Der Professor rät seinem Zuhörer, sich durch das Trippeln der Füße auf der Epidermis nicht irritieren zu lassen, jede rasche Bewegung zu vermeiden und den Mund geschlossen zu halten. Der Phänopterix ist ein Aasfresser. Er tötet nur in Notwehr. Oder aus Nahrungsmangel. Und den gibt es gelegentlich, seit er sich so stark vermehrt hat. Am Ort der Entscheidung verläßt der Autor das Publikum und verleiht ihm hochachtungsvoll den sublimen Spaß, unter mehreren Alternativen die gehörige Wahl der Moral selbst zu treffen.
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1966
- Erstsendung: 27.12.1966 | WDR 2 | 53'34