Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Dieter Kühn
Ludwigslust
Stereo-Hörspiel
Regie: Raoul Wolfgang Schnell
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Hans Helmut Dickow Wagner I Hans Herrmann-Schaufuß Wagner II Günter Bönert Wagner III Harald Meister Wagner IV Klaus-Dieter Pittrich Wagner V Hans Reinhard Müller König I Hans Bauer König II Maxl Graf Diener I Hans Stadtmüller Diener II Fritz Strassner Förster Christa Berndl Sängerin Raoul Wolfgang Schnell Sprecher Ilse Neubauer Vreni Luise Deschauer Maria Max Grieser Loisl
In seinem neuen Hörspiel bringt Dieter Kühn keine "Originalhandlung", sondern Reflexion überlieferter Handlungsschemata. Kristallisationspunkt der verschiedenen Sequenzen ist ein König Ludwig, der nur an seinem persönlichen, ästhetischen Glück interessiert ist, an seiner "Ludwigslust", und ein Richard Wagner, der in der ästhetischen Produktion glücklich wird, aber zuweilen die unschönen, ungerechten Grundlagen einer "Ludwigslust" sieht. Der Ludwig dieses Hörspiels, von verschiedenen Stimmen gesprochen, ist nicht der historische Ludwig II., der so schön unglückliche Bayern- und Märchenkönig. Auch Richard Wagner, ebenfalls von verschiedenen Stimmen gesprochen, soll nicht den historischen Richard Wagner "lebendigmachen" - das versuchen Filme und Fernsehspiele oft genug. Um die hier angebotenen Identifikationen aufzubrechen, werden die "Zentralfiguren" von verschiedenen Stimmen gesprochen; damit sind Rückkopplungen an optische Vorstellungen erschwert. Variiert wird in diesem Hörspiel ein bekannter Spielansatz: ein Intellektueller versucht einen Mächtigen durch gerichtete Information zu Aktivitäten anzutreiben, die notwendige gesellschaftliche Veränderungen schaffen. Eine "klassische Konstellation" also, wie sie besonders im Verhältnis von Aristoteles und Alexander historisch wurde. Das Verhältnis zwischen Wagner und Ludwig ist dagegen schon ein dünner historischer Aufguß. Hier wird ein sozialer Impuls bereits als ästhetisch erfahren; er ist gebrochen. Dieser "engagierte" Spielansatz, der heute noch zur Produktion vieler Produkte führt, erweist sich in diesem Hörspiel nun als vorproduziert durch Trivialmuster, durch Opernspielhandlungen. Es geht hier nicht darum, "engagierte" und "aufklärerische" Spiele zu annulieren, es soll bewußt gemacht werden, daß diese, wie Benn gesagt hätte "gut gemeinten" Ansätze schon bekannte Muster sind. Der Einzelne, der durch zielgerichtete Information einen Mächtigen zur Änderung dieser Verhältnisse bewegen will, eine Spielhandlung, die durch Darstellung solch einer Konstellation eventuell auch den Zuhörer und Zuschauer zur Aktivität bewegen will, dieser Spielansatz ist als Ansatz bereits Trivialroman, ist große Oper. So wird dieser Spielansatz in verschieden Sequenzen durchvariiert: als Farbfilmszenario, als Bergroman, als Oper und so weiter. Das Triviale und Opernhafte dieser Ansätze wird in diesem Hörspiel durch ästhetisierende, opernhafte Präsentation gespiegelt und damit bewußt gemacht.
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1971
- Erstsendung: 10.04.1971 | WDR 2 | 36'40