Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Leonardo Sciascia
Die Mafiosi
Vorlage: Die Mafiosi (Erzählung, italienisch)
Übersetzung: Peter O. Chotjewitz
Bearbeitung (Wort): Peter O. Chotjewitz
Technische Realisierung: Friedrich Wilhelm Häfner, Dieter Stratmann
Regieassistenz: Frank Hübner
Regie: Klaus Mehrländer
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Herbert Fleischmann Gioacchino Ernst Jacobi Leonardo Alf Marholm Der Unbekannte Heinz Schacht Pasquale Klaus Löwitsch Turi Dieter Kirchlechner Ricu Christian Brückner Minicu Hans Baumann Nunzio Ferdinand Muth Gefängnisbeamter
Mafia, erklärt Band 11 von "Meyers Konversations-Lexikon", 1896, "ein Geheimbund in Sizilien, wie die Camorra in Neapel, der das Räuberwesen und die Verletzung der Gesetze förmlich organisiert hat. Sie ist entstanden aus den 'Compagnie d'armi', welche die Regierung um 1800 selbst zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit aus räuberischem Gesindel bildete, als dieses in der Folge der Auflösung der sozialen Verhältnisse des alten Feudalstaats allzusehr zugenommen hatte, und welche nun selbst das Räuberhandwerk betrieben und namentlich den Grundbesitzern für die Garantie ihrer Sicherheit große Summen abpreßten. Das Unwesen hörte nicht auf, als Garibaldi 1860 die Compagnie d'armi auflöste, und die M. gilt in Sizilien bis heute für eine mächtige Genossenschaft, vor der sich namentlich das niedere Volk mehr fürchtet als vor den Gerichten. Die Mitglieder, Mafiosi genannt (sie selbst nennen sich Giovani d'onore, ehrenhafte Jünglinge, während die mit der Ausführung der Gewalttaten beauftragten Malandrini, schlechte Kerle heißen), verpflichten sich, für jede Unbill Abhilfe zu suchen und niemals vor Gericht Zeugnis abzulegen, und haben bei ihrer Aufnahme eine Probe ihrer Ehrenhaftigkeit und ihres Mutes durch einen Messerzweikampf abzulegen. Räubereien und Morde werden möglichst vermieden und geschehen meist nur aus Rache an Verrätern; dagegen schützen sie von der Polizei oder den Gerichten Verfolgte, unterstützen oder betreiben selbst den einträglichen Schmuggel, organisieren Streiks oder willkürliche Preiserhöhungen u. dgl. und wollen vor allem herrschen." Den Aufstieg der Mafia zur Herrschaft, den Weg einer Organisation halbkrimineller Widerstandskämpfer zur politischen Hausmacht der Großgrundbesitzer beschreibt ein sizilianisches Volksstück aus dem vorigen Jahrhundert, das Leonardo Sciascia, italienischer Spezialist in Sachen Mafia, wiederentdeckt und bearbeitet hat. Mit volkstümlicher Komik und psychologischem Verismus wird ein Bild der Mafia gezeigt, das heute historisch scheint, aber nur hei oberflächlichem Hinhören. (Pressetext)
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1975
- Erstsendung: 06.01.1976 | WDR 2 | 74'10