Hörspielbearbeitung

Autor/Autorin: Hermann Hesse

Das Glasperlenspiel (4. Teil: Die Mission)

Vorlage: Das Glasperlenspiel (Roman)
Bearbeitung (Wort): Michael Farin
Komposition: Christoph Grund, Andreas F. Raseghi
Dramaturgie: Manfred Hess
Technische Realisierung: Peter Nielsen, Frauke Schulz, Kristine Rockstroh
Regieassistenz: Daniela Kletzke

Regie: Christiane Ohaus

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Burghart KlaußnerErzähler 1
    Markus MeyerErzähler 2
    Ulrich MatthesJosef Knecht 1
    Samuel WeissJosef Knecht 2
    Rudolf WesselyHerr Dubois/Pater Jakobus/Abt von Mariafels/Magiser Ludi/Magister Musicae
    Ulrich PleitgenFritz Tegularius
    Konstantin GraudusPetrus aus Monteport

"Ich mußte, der grinsenden Gegenwart zum Trotz, das Reich des Geistes und der Seele als existent und unüberwindbar sichtbar machen, so wurde meine Dichtung zur Utopie, das Bild wurde in die Zukunft projiziert, die üble Gegenwart in eine überstandene Vergangenheit gebannt." Hermann Hesses letzte große Prosaarbeit "Das Glasperlenspiel. Versuch einer Lebensbeschreibung des Magister Ludi Josef Knecht samt Knechts hinterlassenen Schriften. Herausgegeben von Hermann Hesse" erschien 1943 in der Schweiz, 1946 in Deutschland. Seit 1930 hatte Hesse an dieser Summe seines Schaffens gearbeitet. Hesses "Glasperlenspiel" und Thomas Manns "Doktor Faustus" sind nicht nur das wichtigste Alterswerk beider Autoren, sondern auch die bedeutendste literarische Alternativ-Konzeption zum Deutschland der NS-Diktatur. Der Roman entwirft die fiktive, streng hierarchisch, aber zwangfrei organisierte Ordensgemeinschaft Kastaliens - nach Castalia, jener heiligen, den Musen geweihten Quelle in Delphi, dem Sinnbild dichterischer Inspiration. Der Orden entstand als Gegenbewegung in der Epoche des "feuilletonistischen Zeitalters", einer vergangenen Geschichtsperiode, in der Geist, Politik und Wissenschaften immer mehr auseinander fielen und die schließlich zu einem weltweiten Krieg führte. Als oberstes Sinnbild dieser pädagogischen Provinz steht das Glasperlenspiel, dessen Anfänge weit ins Mittelalter zurückreichen. Es ist der Inbegriff eines abstrakten Spiels "mit sämtlichen Inhalten und Werten unserer Kultur", das zur "Unio mystica aller getrennten Glieder von Kunst und Wissenschaften" führt. Um das Jahr 2400 erzählt ein Chronist das exemplarische Leben des vor 200 Jahren verstorbenen Josef Knecht: Vom Stipendiaten der Lateinschule durchläuft der musisch begabte Knabe schließlich alle Stationen der Ordenserziehung und erlangt sogar die höchste Stufe Kastaliens, die Würde des Magister Ludi, des Meisters des Glasperlenspiels. Josef Knecht steht aber nicht nur für die Blüte Kastaliens, das die Humanisierung des Menschen fördert, sondern auch für einen Abtrünnigen. Nach acht Jahren gibt er im Alter von Ende vierzig sein Amt im Gelehrtenstaat auf, wendet sich wieder der Welt zu, ertrinkt aber in einem Gebirgssee. Die Biographie Knechts ist nicht ein Science-Fiction Roman in der Tradition Aldous Huxleys oder George Orwells. Vielmehr soll sie "gleichzeitig in verschiedenen Zeitaltern, gewesenen und künftigen, spielen, zugleich Utopie wie Rückblick, die Unzerstörbarkeit des Geistes lobpreisen". Die Hörspielbearbeitung versucht diesen Anspruch Hesses akustisch und formal umzusetzen: Die unabhängigen Einzelteile des Romans werden in die Chronologie von Knechts Leben integriert. So finden sich aus den "Hinterlassenen Schriften" die Gedichte wie die historischen Lebensläufe "Der Regenmacher" und "Der Beichtvater", die in prähistorischer und frühchristlicher Zeit spielen, an ihrem biographischen Ort. Die essayistische Einleitung hingegen, "Der Versuch einer allgemeingültigen Einführung ins Glasperlenspiel", strukturiert den Fortgang des Erzählens, so dass Theorie und Anschauung im Hörspiel immer gegenwärtig sind. Mit der Einführung einer weiblichen Stimme wird aber auch einer Antwort Hesses Rechnung getragen, die er auf den Vorwurf, es fehlte an weiblichen Gestalten, notierte: "Der Leser Phantasie wird sich in mein Kastalien hinein alle klugen und geistig überlegenen Frauen von Aspasia bis heute vorstellen."

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Radio Bremen / Holger Rink / Norddeutscher Rundfunk / Bayerischer Rundfunk 2002
  • Erstsendung: 01.09.2002 | 51'41

Veröffentlichungen

  • CD-Edition: Der HörVerlag 2012
  • CD-Edition: Eichborn Verlag 2010

Rezensionen (Auswahl)

  • Eva-Maria Lenz: In: epd Medien. Nr. 65. 21.08.2002. S. 30.
  • Götz Schmedes: In: Funk-Korrespondenz. 50. Jahrgang. Nr. 37. 13.09.2002. S. 26.

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