ARD-Hörspieldatenbank

Hörspielbearbeitung
Triptychon
Drei szenische Bilder von Max Frisch
Vorlage: Triptychon (Theaterstück)
Bearbeitung (Wort): Walter Adler
Komposition: Peter Zwetkoff
Regie: Walter Adler
Zehn Jahre nach seinem letzten, berühmt gewordenen Theaterstück "Biografie" hat Max Frisch ein neues Stück geschrieben, das für eine Bühnenaufführung allerdings vorerst gesperrt bleibt; allein der akustischen Uraufführung hat der Autor zugestimmt. In "drei szenischen Bildern", wie "Triptychon" im Untertitel heißt, hören wir Menschen sprechen, die nicht mehr leben, oder die noch leben, oder die bald tot sind. Im ersten Bild hat ein Begräbnis stattgefunden; die Trauergäste stehen im Garten, in der Halle des Hauses des Verstorbenen, und wo seine Witwe in einem Monolog den Verlust, die Distanz, das Ende zu begreifen versucht, plaudern die Gäste im Bewußstsein des Überlebens weiter. Im mit anderen, längst Gestorbenen im Jenseits, in der Nähe des mythischen Flusses Styx, im Totenreich. Die Zeit ist hier aufgehoben; was eben noch Gegenwart war, ist längst Vergangenheit; eine Zukunft findet nicht mehr statt. Aber die Erinnerung lebt - im dritten Bild, in einer Szene in Paris, wo sich ein Liebespaar wiedersieht: eine Frau, die bereits gestorben ist; ein Mann, der ihr bald folgen wird. "Je älter man wird, um so mehr lebt man mit Toten zusammen", sagt Max Frisch in einem Interview zu seinem Stück, und mit dieser Erfahrung wird auch der Widerstand erkennbar, den das Stück gegen das Sterben leistet, und das heißt auch, gegen das Vergessen, gegen die Art des Sterbens also, die zu Lebzeiten bereits einsetzt. Wenn Max Frisch die Toten in seinem Stück als Menschen ohne Erwartung, ohne Hoffnung kennzeichnet, so warnt er uns, die Zeitgenossen, ohne Erwartung und ohne Hoffnung zu leben. Mit keinem Satz will Max Frisch eine Absage ans Leben geschrieben haben, im Gegenteil, sein Stück meint "die Bejahung der Existenz als einzigen Zeitraum, in dem etwas sich verwandeln kann ..."