ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Ortswechsel
Eine Winteroper
Komposition: Heiner Goebbels
Regie: Bernd Lau
Ein Ortswechsel, ganz konkret als Umzug zu verstehen, gibt den Anstoß: Ein Schriftsteller macht sich daran, die neue (alte?) Fremdheit zu vermessen. Abwartend markiert er den unbekannten Ort. Seinen Ort? Erinnerungen, Selbstbeobachtungen, die wie Fremdbeobachtungen sind, Wahrnehmungen von Unbekannten, die danach ganz und gar Fremde sind, Nahbilder aus großer Ferne aufgenommen, Zitate aus dem Leben eines anderen, der sich ent"fernte", bis er am Ende aus der Welt geriet (Hölderlin) – wie Fähnchen werden sie ins Leere gesteckt. Topographie eines "Nicht-Orts", Vernetzung einer Leerstelle: unsere Gegenwart (die Welt?) als unbewohnbarer Ort der Abweisung, als ein Ort, sich allenfalls in der Abwesenheit einzurichten. Kann man sich, wo auch immer, in der Eiszeit einleben? Der den "Ortswechsel" vornimmt, um festeren Boden unter die Füße zu bekommen, entdeckt sich beim endlosen Gang über dünnes Eis. Dessen Knistern und das Klirren der Kälte untermalen den Text dieser "Winteroper".