Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Miguel Barnet
Rachels Lied
Vorlage: Lied der Rachel (La canción de Rachel) (Prosa, spanisch)
Bearbeitung (Wort): Hans Magnus Enzensberger
Komposition: Peter Zwetkoff
Technische Realisierung: Villinger, Brüggemann
Regie: Peter Michel Ladiges
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Gisela Trowe Rachel Angelika Hurwicz Ofelia, ihr Dienstmädchen Trudik Daniel Eine Nachbarin Ilsemarie Schnering Eine zweite Nachbarin Robert Rathke Ein Nachbar Hannes Tannert Ein älterer Herr Joachim Teege Ein Zuhälter Fränze Roloff Bertha, eine Hure Eric Schildkraut Ein Billetverkäufer Fritz Schröder-Jahn Ein Lebemann Edith Schultze-Westrum Eine Verkäuferin Hans Timerding Ein Artist Lothar Schock Ansager Gert Westphal Sprecher Helmut Wöstmann Eine Schuhputzer Heiner Schmidt Ein Marktschreier Matthias Fuchs Eusebio, Rachels Liebhaber Josef Dahmen Ein Revolutionär Gerhard Marcel Albert Wiebke Paritz Rosita
1969 erschien ein Buch des Cubaners Miguel Barnet,
das der relativ neuen literarischen
Gattung des Non-Fiction-Romans zugerechnet wird. Im
Gegensatz zum traditionellen Verfahren, Handlungen und
Textmodelle zu erfinden oder abzuleiten, verwendet der
Non-Fiction-Roman wirklich vorgefallene Ereignisse. Das wohl
berühmteste Beispiel dieser Art ist die Rekonstruktion
eines Kriminalfalls in Truman Capotes "Kaltblütig".
Im Mittelpunkt von Miguel Barnets Buch steht eine Music-Hall-
Soubrette aus dem Havanna der zwanziger Jahre, die der Autor
- neben anderen Augenzeugen jener Zeit - befragt und deren
Aussagen er aufgezeichnet und einander gegenübergestellt
hat.
Unter dem Titel "Rachels Lied" hat Hans Magnus
Enzensberger nach dieser Vorlage einen Text für Stimmen
geschrieben. Der Vorgang des Erzählens ist hierbei in zwei
Ebenen aufgeteilt, in die objektive Ebene des Heute und die
nach subjektiven Aspekten unterschiedene Ebene der
Vergangenheit. Rachel selbst nimmt den Hauptpart für sich in
Anspruch. Ihre vergoldeten Erinnerungen werden dementiert
von einer Reihe ihrer Zeitgenossen, die es anders wissen.
"Dadurch kommt ein Mosaik zustande", so Enzensberger, "das,
abgesehen von der Substanz des Erzählten, auch die Mechanik
des Gedächtnisses selbst darstellt: Die Vergangenheit wird
erfunden, und sie ist selbstverständlich vieldeutig, letzten
Endes nicht aufzuklären."
Produktions- und Sendedaten
- Südwestfunk / Hessischer Rundfunk / Süddeutscher Rundfunk 1969
- Erstsendung: 09.12.1969 | SWF1 | 71'30