Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Alfred Andersch
Tapetenwechsel
Vorlage: Tapetenwechsel (Theaterstück)
Regie: Günther Sauer
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Heinz Schacht Harry Fischer Ingeborg Engelmann Frau Fischer Vadim Glowna Klaus Fischer Dirk Dautzenberg Hanke Günter Strack Meissner Gernot Duda Karl Eva Garg Anne Günther Sauer Gefängnisaufseher Alf Marholm Bischof Michael Thomas Wortführer Charles Wirths Sprecher Adolfo Pablo Dörr Demonstrant Sila Peinado Demonstrant Juan Gallego-Sanz Demonstrant Maximo R. Stürckow Gonzales Demonstrant Pedro Irureta Demonstrant Winfried Bonk Demonstrant René Toussaint Demonstrant Ludwig Hansmann Demonstrant Rolf Heiermann Demonstrant Margaritta Mathiopolos Demonstrant Karin David Demonstrant
Das Problem, das Harry Fischer, die Zentralfigur in Anderschs neuem
Hörspiel, für sich und mit seiner Umwelt lösen muss, ist ein Thema,
das sich durch das gesamte schriftstellerische Werk von Alfred
Andersch zieht. Es ist das Problem eines, der sich den Zwängen und
Abhängigkeiten, in die er geraten ist, auf Dauer nicht beugen mag,
weil er dadruch sich selbst, eine Überzeugung, seine Persönlichkeit
verleugnen müsste.
Dabei ist Harry Fischer, 62, Lohnbuchhalter in Köln, überzeugter
Kommunist, von der Geschäftsleitung als Betriebsrat anerkannt und
geschätzt, alles andere als ein leichtfertiger Mensch, und
"Außenseiter" allenfalls insofern, als er in seinem Denken jünger
geblieben ist als so mancher früh vergreister Mitdreiziger. Harry
Fischer will sein bisheriges Leben hinter sich lassen, er will
"aussteigen", und das ist nicht der Kurzschluss eines, der abends
schnell noch mal Zigaretten ziehen geht und dann spurlos verschwindet
auf Nimmerwiedersehen. Fischer hat seine Absicht, wegzugehen, seit
langem bis ins Detail durchdacht: Er will nach Mexiko, hat dafür
Spanisch gelernt, Literatur gelesen, sich gewissenhaft darauf
vorbereitet, und sein Entschluss steht fest. Und dieser Entschluss
wird nun in geradlinigen, vernünftig argumentierenden Dialogen mit
denen diskutiert, mit denen Fischer bislang zusammengelebt hat. Seine
Frau, die nicht mitgehen will, zeigt trauriges Verständnis. Der
Personalchef der Firma, Eigenheimbesitzer, beneidet ihn. Während der
Direktor als Repräsentant der Gesellschaftsordnung, die Fischer
ablehnt, gequältes Verstehen artikuliert, geht der Parteichef mit dem
"abtrünnigen Mitglied" hart ins Gericht, wirft ihm Verrat und
privatistisches Verhalten vor. Doch Fischer bleibt unbeirrt.
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1976
- Erstsendung: 21.12.1976 | WDR 2 | 69'25