Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Gabriele Wohmann
Mehr oder weniger kurz vor dem Tode
Technische Realisierung: Heinz Klein, Dieter Stratmann
Regieassistenz: Klaus Mehrländer
Regie: Klaus Mehrländer
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Gisela Trowe Billi Josef Meinertzhagen Billis Mann Adolf "Addi" Furler X männlich Katinka Hoffmann x weiblich Marlene Riphahn y weiblich Karl-Heinz Fiege Hermann Ingrid Steeger Freundin Wolf Martienzen Freund Balduin Baas Robert Irmgard Först Johanne Hansjörg Felmy Bernhard Ruth Pera Mia Edward Rothe OB Ilse Strambowski Jemand Klaus-Dieter Pittrich Kurt Eva Garg Christa u.a.
"Eine aufwendige Beerdigung ohne Religion, statt dessen mit den
üblichen Ersatzverlegenheiten der ehrenden Nachfeierrufen, ist
vorüber, eine kulturelle Berühmtheit ist gestorben. Im Kreis der
Freunde und Bekannten, der wahren und der kulturbeflissenmitläuferhaft
dazugemogelten, entsteht bei partyhaftem Gelage, wie
jeweils die Schwierig-keit, auf den Tod zu reagieren, sich zum Tode zu
verhalten. Sich richtig zu ihm zu verhalten: das könnte ja durchaus
trostlos-trostvergessen, hilflos hoffnungsvoll-verzweifelt sein. Doch
das hieße für diese Gruppe schon, eine Belastungsschwelle nicht bloß
zu überschreiten, sondern sie überhaupt nur erst einmal zu
akzeptieren. Die Fähigkeit zu trauern, bald ratlos, bald aufsässig
inmitten der Verdrängungen des Bildungsbürgergeredes beweist nur eine
Person, und sie besteht hartnäckig auf dem seelischen Kontrast zu den anderen. Diese
Person, ein Schriftsteller, wird von den anderen als leicht
spielverderberischer Outsider ein bißchen belächelt, auch ermahnt,
auch befragt, und nicht ganz ernst genommen. Insgesamt jedoch 'paßt'
sie, ihre Opposition bietet den anderen eine zusätzliche Ausrede. Die
Person darf, eine Gefahr darf nicht ganz ernst genommen werden, es
macht sich aber ganz gut, wenn sie in gewisser Entfernung sichtbar,
hörbar bleibt: als Alibi.
Der Hörspielschluß ist kein Abschluß. Kein Zweifel, daß nur
abgebrochen wird inmitten einer endlosen Fortsetzung von verdrängter
Todesangst von Flucht in zerredetes, ausgeödetes, bildungsborniertes
Leben. Leben, das gerade nur Weitermachen, überbrücken ist. Ablenkung."
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1974
- Erstsendung: 06.12.1974 | WDR 3 | 59'06