ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Schneider Wibbel
Vorlage: Schneider Wibbel (Schauspiel)
Bearbeitung (Wort): Wolf Driller, Horst Mundt
Komposition: Kurt Herrlinger
"Ja, ja, der 'Schneider Wibbel', unser Goldstück", soll der anfänglich recht misstrauische Gustav Lindemann gesagt haben, als nach einem ersten Spielmonat im Jahre 1913 bereits die 25. Aufführung ausverkauft war, was in dem ernsthaften Düsseldorfer Schauspielhaus mehr bedeutete als andernorts. Diese bis auf den heutigen Tag vielgespielte Komödie des Düsseldorfer Lustspielautors Hans Müller-Schlösser ist die berühmteste seiner zahlreichen Lokalpossen, die allesamt im alten Düsseldorf spielen. Der exzellente Einfall des redlichen Schneidermeisters Anton Wibbel, der ihm kam, als er wegen Majestätsbeleidigung auf vier Wochen ins Kaschott sollte, aber nicht wollte, war aber auch kaum woanders auszuspinnen als im Duftkreis des "Alt"-Bieres. Und dass er gar Zuschauer seines eigenen Leichenzuges wird ("Wat ben ich doch en herrliche Leich!"), das bietet uns höchstens noch Aristophanes! In viele Sprachen der Welt musste die Wibbel-Komödie übersetzt werden - verständlicherweise auch in fast alle deutschen Volksdialekte. Selbst bei den Hottentotten in Ostafrika spielte man sie, wo sie allerdings aus dem Schneider einen "Schuster Wibbel" machten, weil die Neger nun mal weniger Kleider- als Schuhsorgen haben. "Und doch gibt es nicht viele Stücke", schrieb Müller-Schlösser einmal, "die mit so wenig Hoffnung und Zuversicht das Rampenlicht erblickten." Noch zu Lebzeiten konnte Hans Müller-Schlösser über 10 000 Aufführungen seines "Wibbel" allein in Deutschland notieren. Dä Schniedermeester Wibbel hät sinne jeistije Vatter manche nette Anzoch jeschniedert. Müller-Schlösser schrieb, um nicht nur in seiner Heimatstadt verständlich zu sein, einen gefilterten Dialekt - wie man in Düsseldorf sagt: Hochdeutsch mit Knubbele.