ARD-Hörspieldatenbank

Originalhörspiel
So ein hübsches Blau im Karo
übersetzt aus dem Englischen
Übersetzung: Nikolaus Scharfeneck
Technische Realisierung: Günther Kasper, Edith Wisskirchen
Regieassistenz: Ingrid Neuhaus
Regie: Dieter Carls
Umsorgt von Vater und Mutter, wächst Victoria in einer gutbürgerlichen Familie auf. Ordnung, Sauberkeit und Lerneifer sind unumstößliche Grundwerte ihrer Erziehung, gegen die es dem Mädchen schwerfällt, seinen eigenen Weg zu behaupten. Der Wunsch, das Mal-Talent auszubilden, wird vom Vater zwar wohlwollend geduldet, aber nicht ohne den Hinweis, daß hierzu nach dem Schulexamen immer noch Zeit genug sei; die Mutter beklagt nur die Farbflecke an der Kleidung. Victoria reagiert mit psychosomatischen Störungen, ihre Schulleistungen lassen nach, und nur mit Mühe schafft sie den Abschluß, der ihr ein Studium an der Universität ermöglicht. Hier lernt sie Phil kennen, sie ziehen, den Ausbruch versuchend, in eine Art Landkommune; dann kommt das erste Kind, sie ziehen in eine größere Wohnung, Phil wird völlig vereinnahmt von seinem Beruf. Als schließlich der Vater stirbt und die Mutter zu ihnen zieht, ist Victoria der nervlichen Belastung nicht mehr gewachsen. In der Schilderung dieses Frauenlebens als Abfolge eines zunehmenden Identitätsverlustes kommt die Betroffene selbst nur selten vor; zu hören sind vor allem die "Verfügungen" von Eltern, Lehrern, vom Ehemann über sie, die in ihrer Summe deutlich machen, warum Victoria am Ende einem Psychiater klagt, sie wisse nicht mehr, wer sie sei: Man hat ihr nie die Chance gelassen, es zu erfahren.
Marion Campbell, eine in Suffolk/England lebende Autorin, hat in mehreren Hörspielen ihr Interesse an Fragen der Frauenbewegung bekundet; "So ein hübsches Blau im Karo" ist ihre erste deutschsprachige Sendung.