ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Philosophische Dispute
Vom Werden der Vernunft oder: Auf der Durchreise nach Petersburg
Vorlage: Vom Werden der Vernunft oder Auf der Durchreise nach Petersburg (Theaterstück)
Regie: Friedhelm Ortmann
Unter dem Titel "Philosophische Dispute" stellen wir an zwei
aufeinanderfolgenden Hörspielabenden Dialoge vor, die sich mit
fundamentalen existentiellen und politischen Problemen beschäftigen:
Hartmut Langes "Vom Werden der Vernunft" und Maurice Jolys "Gespräche
in der Unterwelt".
Hartmut Lange zu seinem Hörspiel:
"Lebe ich zufällig? Ja. Muß ich notwendig sterben? Allerdings. Diese
Tatsache, uraltes Problem der Ontologie, zwingt mich zur Einsicht. Ich
nehme mir die Freiheit zum Tode aus Einsicht, daß dies die einzige
Form meines Lebens ist. Es ist das Wissen um unseren Tod, was uns zum
Leben nötigt, sagt der Rationalist einer preußischen Stadt zu Herrn
Ordinow aus Petersburg, der sich seinen Selbstmord als Tautologie
ausreden läßt, um ihn desto sicherer an sich zu vollziehen. Denn
andererseits: Der Einsichtige sieht, daß nichts Einsichtiges
einzusehen ist. Dies die Dialektik der Aufklärung. Das Hörspiel
benutzt Hegelsche Gedanken, wobei das absolute Wissen Hegels, der
letzte Gottesbeweis von Belang, materialisiert wird. Das Hörspiel hält
sich an Klassiker, nicht an moderne Kurpfuscher der Ontologie."
Hartmut Lange, 1937 in Berlin geboren, mehrere Jahre Engagement am Deutschen Theater in Ost-Berlin, lebt heute in West-Berlin. Seine Stücke u.a.: "Senftenberger Erzählungen", "Marski", "Hundsprozeß", "Herakles", "Die Gräfin von Rathenow", "Die Ermordung des Aias oder Ein Diskurs über das Holzhacken", "Trotzki in Coyoacan", ferner Übersetzungen (Shakespeare, Moliere), Bearbeitungen, Essays, Fernseh- und Hörspiele.