Originalhörspiel, Science Fiction-Hörspiel
Autor/Autorin:
Peter Buschmann
Prioritäten
Regie: Friedhelm Ortmann
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Anne Rottenberger Julia von Schmid Paul Hoffmann Freidrich Dellwig Peter Dirschauer Bernhard Riedel Kurt Lieck Ministerialdirigent Alf Marholm Leitender Ministerialrat Ferdinand Muth Katastrophenschutzbeamter Margoth Kaiser Hostess
In einem Bunker isoliert und von Automaten versorgt, sind die Menschen lebenslang der Allmacht einer verselbständigten Bürokratie ausgeliefert. Obwohl alle körperlichen, geistigen und seelische Bedürfnisse befriedigt werden, bekommt eine Journalistin eine vage Ahnung von dem, was den Menschen abhanden gekommen sein muß. Wie ihre Recherchen mit Hilfe des Uni-Informatic-Systems ergeben, waren einst einer Gruppe von Wissenschaftlern mit dem Fusionsreaktor und einem Verfahren zur technischen Nachahmung der Photosynthese eine Reihe umstürzender Erfindungen gelungen. Aber das Interesse des Staates an kostenloser Energie und Nahrung aus Luft und Wasser galt nicht der Aussicht, jedermann ein müheloses Leben im Wohlstand zu ermöglichen, sondern nur der Bedeutung zur Vorsorge des schon immer propagierten Ernstfalls, denn Notstandsplanung war von jeher ein Idealfall der Bürokraten. Bald waren die Erfindungen zur Serienreife entwickelt und die Großfertigung lief an. Ein unterirdisches Bunkersystem wurde angelegt und Alarmpläne erstellt. Nur folgerichtig, daß der detailgenau geplante Ernstfall dann schließlich auch eintrat. Jeder Bürger wurde in seine komfortable unterirdische Einzelzelle geschleust, dann schloß sich hinter ihm die Tür. Eine Entwarnung hat es nie gegeben. Ob es wirklich je einen Ernstfall gegeben hat, ist ungewiß. Die Bürokratie aber hat niemals zuvor solch idealen Nährboden gefunden: jeder Einzelne abgesondert und für immer in ihrer Gewalt, optimal registrierbar, überwachbar, verwaltbar. Hans Peter Buschmann führt in seinem Spiel mehrere in der Gegenwart erkennbare Entwicklungslinien in die Zukunft weiter: den Verlust an persönlichem Kontakt und Erlebnisfähigkeit und ihr Ersatz durch elektronische Surrogate; die Einschränkung des Bewußtseins auf den Zeitpunkt der Gegenwart; die zunehmende Allmacht einer sich sinnentleerten Ritualen erschöpfenden Bürokratie und die ihr entgegenkommende Lust des Individuums an der Unterwerfung unter den Apparat.
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk / Süddeutscher Rundfunk 1973
- Erstsendung: 18.08.1973 | WDR 2 | 48'05
Auszeichnungen
- Auszeichnung beim Hörspielwettbewerb von WDR und SDR 1972