ARD-Hörspieldatenbank

Originalhörspiel



Peter O. Chotjewitz

Das Rätselhafte an Herrn Siegwart



Regie: Heinz von Cramer

Mit den verselbständigten Formen und Mitteln des Hörspiels etwas darzustellen versucht, das der Wirklichkeit entstammt und weitgehend bekannt ist. Formen - das meint auch die ausschließliche Verwendung des altbekannten inneren Monologes, den ich aber dadurch etwas verändert habe, dass er sich nicht den Anschein gibt, ein innerer Monolog zu sein, der tatsächlich gehalten werden kann. Der innere Monolog war ja auch so ein verlogener Einfall. So wie die Autoren in den 50er und frühen 60er Jahren innerlich monologisierten, hat niemand je mit sich selber gesprochen. Das sähe ganz anders aus. Also: Ich habe ganz darauf verzichtet, einen glaubwürdigen inneren Monolog zu schreiben. Den inneren Monologen meines Stückes merkt man an, dass ich sie selber geschrieben habe. Mittel - damit meine ich insbesondere die starke Verwendung von Geräuschen, nicht nur als Untermalung und Illustration, sondern als selbständiges Ausdrucksmittel. Ich finde, dass in den Hörspielen immer noch viel zu viel geredet wird. Ich habe nun, um Kriterien für die Auswahl von Sprache und Geräuschen zu finden, eine Geschichte ausgewählt, die mich interessiert: Ein Mann wird geweckt, aber er möchte gerne im Bett bleiben. Er steht auf, putzt sich die Zähne, frühstückt und geht zur Haltestelle, wo er auf den Bus wartet. Während er wartet, saugt seine Frau zu Hause Staub und er träumt davon, ein Motorrad zu besitzen. Dann kommt der Bus. Er fährt zur Arbeit, beobachtet die Kollegen, die mit ihm die Fabrik betreten und dann hört er nur noch den Krach der Fabrik. Einmal kommt der Fabrikinhaber durch, da werden die Maschinen vorübergehend abgestellt. Dann ist Mittagspause in der Kantine und nachmittags geht's weiter. Nachmittags geht auch seine Frau arbeiten, abends geht er noch auf die Reeperbahn oder zur dicken Wirtin und zum Schluss schleppt er ein Mädchen ab, weil seine Frau ihm nicht mehr so liegt. Ich hätte auch eine andere Geschichte nehmen können. Auch dabei hätte ich aber darauf geachtet, eine wahre Geschichte zu erfinden, die es mir gestattet, ausführlich meine zwei formalen Absichten zu realisieren: Eine bestimmte Art von inneren Monologen führen zu lassen und Gelegenheit zu haben, verschiedenartige Geräusche als selbständige Ausdrucksmittel einzusetzen.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Horst Michael NeutzeHerr Siegwart
Marianne LochertFrau Siegwart
Matthias PonnierSprecher


 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 1972

Erstsendung: 28.06.1972 | 43'50

Darstellung: