ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Wanderer Fantasie
Regie: Hans Gerd Krogmann
Franz Schubert (1797 - 1828) lebte in einer Zeit des politischen Stillstands. Der Wiener Kongress hatte Europa äußerlich befreit, hatte zu einer Wiederherstellung der durch die französische Revolution und ihre Folgen gestörten Machtverhältnisse geführt. Der Fürst von Metternich galt als ein Granit dieser Ordnung, sein Regime war Bollwerk gegen demokratisch-freiheitliche Bestrebungen. . Wie findet sich ein Komponist, der äußerlich alles daran setzt, nicht mit der bestehenden Ordnung in Konflikt zu geraten, dem Kleinbürgertum entstammend, in solchen Zeiten zurecht? Wie reagiert er, der in seiner Musik seismographisch die Zeitströmungen aufnimmt, auf Fälle von Zensur, Unterdrückung der Meinungsfreiheit, willkürlicher Machtausübung, selbst, wenn sie ihn nicht persönlich treffen? Vergräbt er sich in seine Kunst? Es gibt nicht all zu viel offenkundige Hinweise aus Schubert's Leben, die eindeutige Antworten auf diese Fragen geben könnten. Aber es gibt darüber hinaus schriftliche Zeugnisse, die in poetisch-philosophischer Umschreibung Ausdruck von seelischen Zuständen sind. Es ergibt sich - durch keinerlei wissenschaftliche Analyse erhärtet - das widersprüchliche Bild eines zaghaften Mutigen, eines angepassten Unbequemen. Der Titel des Hörspiels greift den (nicht von Schubert stammenden) Titel einer der Kalvierkompositionen auf. Das collageartige Hörspiel verwendet unterschiedliche formale Elemente, zeitgenössische Dokumente, Wort- und Tonassoziationen, fiktive, aber denkbare Gespräche, Äußerungen des Komponisten und seiner Freunde.