ARD-Hörspieldatenbank

Originalhörspiel, Kurzhörspiel



Michal Tonecki

Was ist heute für ein Tag? Freitag

übersetzt aus dem Polnischen


Übersetzung: Heinrich Kunstmann


Regie: Günther Sauer

Seit 1957 etwa registrieren wir eine neue Blütezeit des polnischen Hörspiels, das sich im Vergleich zu den Jahren vorher immer deutlicher vom Theater entfernte und der Literatur, d.h. der reinen Wortkunst, annäherte. Fast die gesamte Elite moderner polnischer Dichtung ist im Laufe der vergangenen zehn Jahre zu dieser Kunstform gestoßen, wie Zbigniew Herbert, Ireneusz Iredynski, Timoteusz Karpowicz etc. Auch Tadeusz Rozewicz ist in seiner Bühnendramatik deutlich der Hörspieltechnik verpflichtet, wie überhaupt der Rundfunk in Polen zu einer Art "Werkstatt" der neuen Dramatik geworden ist. Die ausgesprochene Vorliebe der polnischen Autoren für das Satirische, man denke z.B. an den auch in Deutschland renommierten Dramatiker Slawomir Mrozek, zeigt sich ebenfalls im Bereich der Hörspielkunst. Ein sehr eigenes Kapitel innerhalb des polnischen Hörspielschaffens stellen die Arbeiten Michal Toneckis, Jahrgang 1915, dar. Satire, Realismus und Groteske werden von einer gemeinsamen Klammer gehalten: Der Ironie, die niemals zynisch zu werden droht. Ohne eine Epigone Kafkas zu sein, steht er seiner Welt nahe. So stammt von ihm eine im Ostblock vielgespielte Dramatisierung des "Prozesses", die in mancher Hinsicht geglückter wirkt als die von André Gide und Jean Louis Barrault. Der WDR hat viele Hörspiele des polnischen Dichters vorgestellt, der seit 1955 leitender Redakteur für literarische Programme beim Polnischen Rundfunk Warschau ist und neben seinen Hörspielen auch Theaterstücke geschrieben hat. 1962 wurde sein Bühnenstück "Der Uhrmacher" mit dem Preis des Warschauer Theaters ausgezeichnet. 1964 erhielt er für sein Hörspielschaffen den Preis des Polnischen Rundfunks. Mit dem Hörspiel "Was ist heute für ein Tag, Freitag" gibt Tonecki eine amüsante Variante des Spiels im Spiel, eine ironische Parabel auf die untrennbare Verflechtung von Rolle und Realität im alltäglichen Spiel der unbefriedigten Sehnsüchte. Eine Schauspielerin macht vergebliche Anstrengungen, auszubrechen aus dem festgelegten Rhythmus, den ihr Beruf, Ehe und Gewissen auferlegen. Sie springt über ihren Schatten - freilich nur im Spiel. Denn nichts ist passiert, niemand hat niemand betrogen, verlassen. "Was man flieht, holt einen immer wieder ein ..." Ein gewöhnlicher Freitag. Mehr nicht.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Brigitte HorneyKlara
Lilly TowskaZosia
Michael ThomasJunger Mann
Heinz SchachtJakub
Lothar OstermannMann, der vor der Telefonzelle wartet
Alwin Joachim MeyerTaxichauffeur
Gerhard BeckerReisender
Josef MeinertzhagenKontrolleur
Ricarda BenndorfStewardess
Günther SauerRegisseur
Johanna Koch-BauerAlte Frau


 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 1967

Erstsendung: 02.09.1967 | 29'10

Darstellung: