Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Borislav Pekić
Wie erledigt man einen Vampir?
übersetzt aus dem Serbischen
Übersetzung: Mirjana Wittmann, Klaus Wittmann
Komposition: Werner Haentjes
Regie: Raoul Wolfgang Schnell
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Friedrich W. Bauschulte Andrija Pavlovic Alois Garg Jovan Hadzi-Pavlovic Luitgard Im Martha Neskovic Christian Brückner Jovan alias Johnny Pavlin Eva Garg Valeria, Valja Salomon Tana Schanzara Maria Elisabeth Opitz Olga Markovic Günther Sauer Dr. Arnovljevic
Andrija Pavlović, ein angesehener Richter in einem sozialistischen
Staat, hat nach einem Autounfall sein Gedächtnis verloren. Das letzte,
woran er sich erinnern kann, ist der Tag, an dem er vor 20 Jahren an
der Spitze einer Partisaneneinheit in die eroberte Hauptstadt einritt.
Die Entwicklung, die danach einsetzte, im Laufe derer sich die
revolutionäre Macht institutionalisierte, ist völlig in Vergessenheit
geraten.
Andrija wird nach erfolgloser ärztlicher Behandlung nach Hause
entlassen. Seine Familie soll jetzt die Therapie übernehmen, ihm
täglich seine Gewohnheiten vorhalten, um ihm dadurch zu helfen, seine
Identität wieder zu finden. Die Therapie gleicht jedoch bald einer
Indoktrinierung, nicht nur sein früheres Leben wird pausenlos von
Andrija aufgerollt, auch die gängige Ideologie und die zeitgenössische
Geschichte werden ihm einzupauken versucht, mit Methoden, die an Drill
und Gehirnwäsche erinnern. Doch Andrija Pavlović, der durch seinen
Gedächtnisverlust zu einer Art politischer und moralischer Reinheit
zurück gefunden hat, kann vieles an Anomalien und Auswüchsen der neuen
Klasse, zu der er bis vor kurzem selber gehörte, nicht mehr verstehen.
Diese absurde Verkehrung liefert Borislav Pekić, dem seit 1971 in
London lebenden jugoslawischen Autor, Material für eine Fülle von
systemkritischen Repliken. (Historischer Pressetext, Pekić starb 1992)
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1977
- Erstsendung: 31.05.1977 | WDR 2 | 62'50