ARD-Hörspieldatenbank

Originalhörspiel
Wie erledigt man einen Vampir?
übersetzt aus dem Serbischen
Übersetzung: Mirjana Wittmann, Klaus Wittmann
Komposition: Werner Haentjes
Regie: Raoul Wolfgang Schnell
Andrija Pavlović, ein angesehener Richter in einem sozialistischen Staat, hat nach einem Autounfall sein Gedächtnis verloren. Das letzte, woran er sich erinnern kann, ist der Tag, an dem er vor 20 Jahren an der Spitze einer Partisaneneinheit in die eroberte Hauptstadt einritt. Die Entwicklung, die danach einsetzte, im Laufe derer sich die revolutionäre Macht institutionalisierte, ist völlig in Vergessenheit geraten. Andrija wird nach erfolgloser ärztlicher Behandlung nach Hause entlassen. Seine Familie soll jetzt die Therapie übernehmen, ihm täglich seine Gewohnheiten vorhalten, um ihm dadurch zu helfen, seine Identität wieder zu finden. Die Therapie gleicht jedoch bald einer Indoktrinierung, nicht nur sein früheres Leben wird pausenlos von Andrija aufgerollt, auch die gängige Ideologie und die zeitgenössische Geschichte werden ihm einzupauken versucht, mit Methoden, die an Drill und Gehirnwäsche erinnern. Doch Andrija Pavlović, der durch seinen Gedächtnisverlust zu einer Art politischer und moralischer Reinheit zurück gefunden hat, kann vieles an Anomalien und Auswüchsen der neuen Klasse, zu der er bis vor kurzem selber gehörte, nicht mehr verstehen. Diese absurde Verkehrung liefert Borislav Pekić, dem seit 1971 in London lebenden jugoslawischen Autor, Material für eine Fülle von systemkritischen Repliken. (Historischer Pressetext, Pekić starb 1992)