Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Borislav Pekić
Wie man Herrn Martin unterhält
übersetzt aus dem Serbischen
Vorlage: Wie man Herrn Martin unterhält (Theaterstück, serbisch)
Übersetzung: Peter Urban
Regie: Friedhelm Ortmann
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Louise Martini Maxi Siegfried Wischnewski Max Kurt Lieck Herr Martin Berni Clairmont Frau Martin Maria Barring Mädchen Lilly Towska Mutter Jaromir Borek Stiefvater Ernst H. Hilbich Texaner Alwin Joachim Meyer Vater Dieter Brücher Junge Werner Rundshagen Albert Günther Sauer Kommandeur Marlene Riphahn Malerin Alois Garg Richter Josef Meinertzhagen Versteigerer Oswald Fuchs Feldwebel Bernt Hahn Soldat 1 Werner Johst Soldat 2 Günther Krotky Soldat 3 Sabine Postel Mädchen Marianne Rogée Mädchen Magda Hennings Mutter
Diese Groteske befasst sich mit dem schmerzlichen, erregenden und unruhigen Zustand der Ungewissheit vor dem Leben, das der allumfassende Zufall wie eine Riesenlotterie rücksichtslos und souverän regiert. Jeremija Martin ist ein älterer Herr und Industrieller, der sich schon lange von den Geschäften zurückgezogen hat. Aus übergroßer Angst vor den Veränderungen, die in der Welt vor sich gehen, lebt er eingeschlossen in seiner Wohnung. Die einzige Verbindung zur Außenwelt ist seine Frau, die von Zeit zu Zeit auf den Friedhof geht, um das Grab ihres Vaters zu pflegen. Für einen dieser nachmittäglichen Ausflüge engagiert sie zwei Leute, die von Beruf aus einsamen alten Menschen die Zeit vertreiben. Diese Unterhaltungen sind jedoch von neuer Art; es sind keine Vorlese- oder Plauderstündchen, keine Gespräche über Mode und Wetter. Herr Max und seine Assistentin Maxi verlangen von ihren Klienten persönliches Engagement, aktive Teilnahme an den von ihnen gebotenen Veranstaltungen. Sie wollen nicht für, sondern mit Herrn Martin spielen. Ausgangspunkt für dieses Spiel ist die Hypothese, dass niemand nur sein eigenes, sein wirkliches Leben lebt, sondern auch ein imaginäres Leben in Träumen, in denen der Mensch das kompensiert, was er nicht hat werden oder sein können. Unversehens wird Herr Martin, der für sein Leben gern Maler geworden wäre, in das Spiel hineingezogen. Es nimmt von Szene zu Szene die Merkmale des realen, mitleidlosen Existenzkampfes an.
Weitere Informationen
Borislav Pekic, 1930 in Podgorica geboren, studierte in Belgrad Psychologie und arbeitete als Dramaturg und Drehbuchautor in der jugoslawischen Filmindustrie. Er schrieb die Fernsehspiele "Waffenbrüderschaft" und "Sehr geehrter Herr Minister", Veröffentlichungen: "Zeit der Wunder", Roman (1965), Fragmente des Romans "Die Baumeister", "Pilgerfahrt des Arsenije Njegovan", Roman (1969). Pekic hat seine Hörspiele "Auf Wiedersehen Genosse, auf Wiedersehn" (WDR 1970) und "Wie unterhält man Herrn Martin" für den WDR geschrieben.
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1971
- Erstsendung: 10.02.1971 | WDR 1 | 67'25