ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Der Umzug
Regie: Friedhelm Ortmann
Das neue Hörspiel von Renke Korn, den der WDR mit seinen Hörspielen "Verteidigung eines Totengräbers" und "Die Sonne ist nicht mehr dieselbe" im letzten Jahr bekannt gemacht hat, diagnostiziert Verhaltensweisen, die symptomatisch sind für die Gesellschaft, in der wir leben. Der Held dieses Stücks, der sie unentwegt reflektiert, während er einen Umzug durchführt, ist selbst ein Außenseiter, insofern jedenfalls, als er von chronischem Unbehagen an den allgemein akzeptierten Orientierungsmarken heimgesucht wird. Seine Gedanken umkreisen die Frage nach dem Grund und Ziel seines Unbehagens, erinnern verloren gegangene, angebotene, unerreichbare Bindungen, Koordinaten, Paradiese. Er erwägt Möglichkeiten der Selbst- Verwirklichung und entdeckt mit Ironie und geheimer Trauer seine hoffnungslose Unfähigkeit, über dies Erwägen hinauszukommen. Das Gegenwärtige erscheint ihm unzugänglich und er ist zu kritisch, um Hoffnung auf die Zukunft zu entwickeln. So siedelt er sich im Niemandsland zwichen den Realitäten an und kultiviert sanften Zynismus. Der Umzug, diese einzige nicht bloß reflektierte Aktion des Hörspiels, ist im Grunde ziellos - Bracht erwartet sich keine Veränderung seiner Lage davon -, ist aber Ausdruck einer Unruhe, die sich ständig diese Veränderung und ein Ziel wünschen.