ARD-Hörspieldatenbank

Hörspielbearbeitung



Alfredo Guiliani

Unser Vater Ubu

Textmontage zu Ehren Alfred Jarry


Vorlage: Ubu Roi (Theaterstück, italienisch)

Übersetzung: Alice Vollenweider

Komposition: Claude Terrasse, Jacques Offenbach


Regie: Heinz von Cramer

Vor hundert Jahren wurde Alfred Jarry geboren, ein Vorläufer von Apollinaire und Andre Breton, Bahnbrecher der Symbolisten und Dadaisten und Begründer des Surrealismus auf dem Theater. Mit zwölf Jahren hatte er seine ersten Karikaturen entworfen, und während der Vorträge seines Physikprofessors skizzierte er seine berühmteste Gestalt "Pere Ubu", ein "blutrünstiger, mordlustiger, monstrehafter Wanst" aus der Tradition des Grand Guignol, die Inkarnation des wildgewordenen Spießbürgers. Das erste Ubu-Stück, "Ubu Roi", wurde 1888 auf einer Marionettenbühne aufgeführt, 1896 im Theater. Es folgten "Ubu enchaine", "Ubu cocu" und "Ubu sur la butte". Jarry entwickelte eine eigene Ästhetik, die Wissenschaft der Pataphysik, die nicht nur seine Ubu-Stücke, sondern auch seine Gedichte, Operettesund Operas-bouffes, seine Romane, Prosatexte und satirischen Glossen geprägt hat und heute von den Mitgliedern des 1949 in Paris gegründeten College de Pataphysique erforscht wird. Zu ihm zählen Raymond Queneau, Jaques Prevert, Jean Dubuffet, Max Ernst, Marcel Duchamp, Ludwig Harig u. a. Jarry definiert die Pataphysik im 8. Kapitel der "Heldentaten und Ansichten des Doktor Faustroll": "Die Pataphysik ... ist die Wissenschaft von dem, was zur Metaphysik hinzukommt, sei es innerhalb derselben, sei es außerhalb derselben, und die sich genau so weit über diese erhebt, wie jene über die Physik ... oder bescheidener, sie soll ein Universum beschreiben, das man sehen kann und das man vielleicht statt des Überkommenen sehen sollte, weil die Gesetze des überkommenen Universums, die man entdeckt zu haben glaubt, Wechselbeziehungen zwischen Ausnahmen, wenn auch ziemlich häufigen, darstellen, auf jeden Fall aber zwischen akzidentiellen Fakten, die nicht einmal den Reiz der Einmaligkeit besitzen, weil sie sich auf wenig außergewöhnliche Ausnahmen beschränken. Definition: Die Pataphysikist die Wissenschaft imaginärer Lösungen, die den Grundmustern die Eigenschaften der Objekte, wie sie durch ihre Wirkung beschrieben werden, symbolisch zuordnet." Alfredo Giuliani, 1924 in der Provinz Pesaro geboren, studierte in Rom Philosophie und lehrt heute italienische Literatur an der Universität Bologna. Er lebt in Rom und ist einer der Protagonisten der avantgardistischen Literatur in Italien. von 1967-70 war er Herausgeber der Zeitschrift "Quindici". Er hat Joyce und Bob Dylan ins italienische übersetzt. 1965 erschien sein erstes eigenes WErk "Povera Juliet e altre poesie" (Gedichte und lyrische Kurzdramen) sowie der Essayband "Immagini e maniere", 1969 "Il tautofono" (Gedichte), 1972 "Il giovane Max"

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Franz KutscheraUbu/Jarry/Professor Achras/Ein Diener/Das Gewissen/Ein Sergeant/Der Major Busnagoz/Mutter Ubu/Eleuteria/Der Onkel/Der Gerichtspräsident/Faustroll/Chor der Piesacker
Charles Wirths1. Stimme - Männerstimme jünger
Marianne Lochert2. Stimme - Frauenstimme jünger/Rachilde Jarry/Charlotte Jarry
Hans Mahnke3. Stimme - Männerstimme älter
Erika von Thellmann4. Stimme - Frauenstimme älter/Die alte Dame
Harry BongStudent
Lutz SchulzeStudent
Arnfried LercheStudent
Clausdieter EnskatStudent


 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 1973

Erstsendung: 29.11.1973 | 88'03

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