ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Apfelbaum und grüner Zweifel
Komposition: Werner Haentjes
Regie: Hans Gerd Krogmann
Ein Trend ist in der Literatur der letzten Jahre zu beobachten: der zur Biografie, zur Selbstbiografie, zur Vergewisserung der eigenen Vergangenheit. Im Hörspiel hatte diese Spurensuche verstärkt eingesetzt Anfang der 70er Jahre in einigen Originalhörstücken und hat heute Eingang gefunden in literarischen Hörspieltexten vor allem bei Schriftstellern der mittleren Generation. Ein Beispiel dieser Entwicklung ist: "Apfelbaum und grüner Zweifel". "Er hat lange nicht mehr an ihn gedacht. Er erinnert sich auch nicht, je von ihm geträumt zu haben. Als seine Schwester in vor einiger Zeit besuchte, tauchte er manchmal in den Gesprächen auf. Dem Mann, der sich hier erinnert, war er wie verschollen. Aber dann sammeln sich Bilder, Bruchstücke, Vorgestelltes, Erlebtes, Ausgedachtes. Er weiß nicht, ist dieser Erinnerte, der da im Ruhrgebiet zwischen Hochöfen und Zechen seinen ersten jugendlichen Technik-Traum auslebt, der endlich immer mehr Schiffbruch erleidet - legt man die gängigen Wertmaßstäbe an -, ist dieser unbekannte Vertraute eine Erfindung oder ein Abbild der Realität? Die Fremdheit gebiert einen unbekannten Mann mit vertrauten Zügen. Es ist die Erfindung eines Mannes in seiner Zeit, vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zum Jahr 1963. Und darüber hinaus."
Westdeutschen Rundfunk und Südwestfunk, Hörspiele, Essays, Übersetzungen. Einige Hörspieltitel: "Bergmannshörspiel" (72), "Wir" (nach Samjatin) und "Wanderer-Fantasie" (78); lebt seit 78 als freier Schriftsteller und Regisseur in Morsbach bei Köln.