Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Wilhelm Raabe
Horacker oder Das liebliche Abdera
Vorlage: Horacker oder Das liebliche Abdera (Prosa)
Bearbeitung (Wort): Joachim Staritz
Komposition: Reiner Bredemeyer
Dramaturgie: Peter Goslicki
Technische Realisierung: Jutta Wollermann, Sylvia Rößler
Regieassistenz: Lothar Hahn
Regie: Joachim Staritz
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Erika Pelikowsky ein räsonierendes Individuum Edgar Harter ein apologetisches Individuum Berko Acker Kurt Horacker Margit Bendokat Lottchen Achterhahn Agnes Kraus die Witwe Horacker Jürgen Holtz Konrektor Eckerbusch Karin Gregorek seine Frau Ida Michael Gwisdek Zeichenlehrer Windwebel Simone von Zglinicki seine Frau Hedwig Kurt Böwe Pastor Winkler Käthe Reichel dessen Frau Bella Hans Teuscher Herr Dorfvorsteher Neddermeier Klaus Mertens Staatsanwalt Wedekind Jürgen Goesch Herr Dr. Neubauer Walter Lendrich Kantor Böxenda Carola Braunbock Angela Brunner Rita Hempel Lothar Hahn N. N. Kinder
Einen Zeitabschnitt von kaum zehn Stunden umfaßt dieser kleine Roman: den Nachmittag und Abend des 25. Juli 1867. Humorvoll sinnierend weist der Erzähler darauf hin, was zu dieser Zeit an welthistorischen Ereignissen geschehen ist - doch nur, um sich in seiner Geschichte ganz davon abzusetzen und sich den Ereignissen in einem kleinen Provinznest widmen zu können. Der alte Konrektor Eckerbusch und der junge Zeichenlehrer Windwebel unternehmen an diesem Feriennachmittag einen Spaziergang durch die Weserwälder. Dabei begegnen sie dem angeblichen "Mörder und Jungfrauenschänder" Cord Horacker, der sich in den Wäldern versteckt hat und gerade von seiner steinalten Mutter aus dem Gebüsch gezogen wird "gleich einem kranken Hunde ". Horacker ist ein neunzehnjähriger entsprungener Fürsorgezögling; in Wirklichkeit ist sein schlimmstes Verbrechen, einen Topf Schmalz gestohlen zu haben, und nur durch das dumme Gerede der Bauern ist er in den Geruch eines Verbrechers gekommen. Windwebel gelingt es, das Vertrauen des Jungen zu gewinnen und ihn in das Pfarrhaus von Gänsewinckel zu bringen. Hier findet Cord sein geliebtes Lottchen Achterhang wieder, die aus ihrer Stellung "irgendwo hinter Berlin" zu Fuß nach Gänsewinckel gekommen ist, als sie die völlig haltlosen Gerüchte über ihren Freund hörte. Bald darauf treffen - auf Grund der Nachricht, Horacker habe zwei Schulmeister erschlagen - auch der Staatsanwalt Wedekind und die beiden Lehrergattinnen im gastfreundlichen Haus des Pfarrerehepaars Winkler zu Gänsewinckel ein. Unter dem Zauber einer Sommernacht, wie er, "von Shakespeare abgesehen, selten eingefangen worden ist" (B. Fairley), verpflichten sich die versammelten Erwachsenen, den beiden jungen Leuten wieder in eine geordnete Existenz zurückzuhelfen: Cord, der nur deshalb aus der Fürsorgeanstalt entlaufen ist, weil "man" ihm erzählte, sein Lottchen liebe ihn nicht mehr, und Lottchen, die sich im Pfarrhaus von den Strapazen ihrer Fußreise ausschläft, sollen sich möglichst bald bekommen, nachdem ihnen "das kleine, so leicht gesprochene, so schnell geschriebene, so flüchtig ins Ohr klingende, gedruckt kaum ins Auge fallende Wörtchen: "man", die von "heimtückischen Philistergesichtern" ausgestreuten Gerüchte und Schreckensmeldungen so böse mitgespielt haben.
Produktions- und Sendedaten
- Rundfunk der DDR 1978
- Erstsendung: 27.05.1978 | Stimme der DDR | 16:05 Uhr | 53'52
Im Deutschen Rundfunkarchiv verfügbar