Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Dieter Kühn
Das lullische Spiel
Technische Realisierung: Karl-Otto Bremer, Birgit Meyer, Anja Mokierski
Regieassistenz: Micaela Lange
Regie: Heinz Hostnig
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Albert Johannes Ramon I (etwa 80jährig) Olaf Kreuzenbeck Ramon II (etwa 20jährig) Karl Ulrich Meves Ramon III (etwa 40jährig) Hans Paetsch Ramon IV (etwa 60jährig)
Raimundus Lullus (1235 bis 1315), der Erfinder der Großen Kombinatorischen Kunst, erinnert sein Leben. Das Denk- und Meditationssystem, das er entwickelt hat, läßt ihn auch in seiner letzten Stunde nicht los. Er selbst empfindet sich als die Achse jener Scheiben, auf die er Begriffe notiert hatte, um sich durch Drehen mit anderen Begriffen in Zusammenhang zu bringen: Berufsbezeichnungen wie Page, Seneschall, Agronom, Dozent, Missionar, Schriftsteller werden kombiniert mit Zufall, Existenz, Determination, System, Möglichkeit oder ähnlichen Begriffen. Umgeben also von Wörtern, die bei ihm Erinnerungen auslösen und Assoziationen, begreift Lullus sein Leben als ein von Wörtern bestimmtes. Die begrifflichen Kombinationen ergeben sich in seiner Deutung aus den verschiedenen Lebensaltern des Lullus. Den jungen Lullus interessieren andere Wörter als den alten, und je mehr er sich dem Tode nähert, desto metaphysischer werden die Begriffe, bis sie sich schließlich in Nichts auflösen. So erzählt Dieter Kühn sehr konkret, wie mit dem zu nehmenden Alter auch die Kombinationsmöglichkeiten zunehmen, sowohl der Summe als auch der Qualität nach. Ein Wort durchdringt das andere, alles erscheint gleichzeitig verfügbar, die Kombinatorische Kunst offenbart ihren höchsten Reichtum im Tode. Das Lullische ist ein paradoxes System.
Produktions- und Sendedaten
- Norddeutscher Rundfunk / Bayerischer Rundfunk / Süddeutscher Rundfunk 1975
- Erstsendung: 13.12.1975 | NDR 3 | 43'58