ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Der letzte Tag von Lissabon
Komposition: Harro Torneck
Redaktion: Heinz Hostnig
Regieassistenz: Marianne Meek-Therstappen
Regie: Hans Rosenhauer
Am Vorabend jenes Allerheiligentages, an dem die Stadt Lissabon über Gerechten und Ungerechten zusammenstürzen wird, findet ein Gespräch zwischen einem von der Inquisition zum Verbrennungstod verurteilten Geistlichen und seinem Gefängniswärter statt, In das Dunkel der Zelle hinein tönen von fern die Lockflöten zweier Blumenverkäufer, die mit ihren Wagen durch die Stadt ziehen, und die zeitlebens Konkurrenten und Freunde zugleich waren. Der verurteilte Priester kennt natürlich ungezählte Menschen. So erzählt er denn dem Wärter noch von weiteren Schicksalen. Akustische Signale aus der Stadt werden in seiner Erzählung zu ergreifenden Szenen menschlicher Bemühung. Ohne hier Einzel heiten wiederzugeben, kann gesagt werden, daß diese Szenen meist in einem übereinstimmen: Diejenigen, von denen berichtet wird, quälen sich mit dem Versuch, eine peinigende, unüberwindliche Schwelle in ihrem Leben zu überwinden, doch der Versuch erweist sich jedesmal als frucht los. Entsprechend ist auch das Schicksal des Priesters selbst Der Wärter eröffnet ihm am Ende, daß er von seinen Richtern begnadigt sei, ja sogar am Morgen des heraufdämmernden Allerheiligentages wieder die Messe lesen solle; der Hörer aber weiß, daß er nur begnadigt ist, um unter den Trümmern der Kathedrale begraben zu werden.