Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Günter Eich
Man bittet zu läuten
Technische Realisierung: Hans-Heinrich Breitkreuz, Jutta Körner
Regieassistenz: Willy Lamster
Regie: Heinz Hostnig
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Klaus Schwarzkopf Männerstimme Albert Johannes Theobald Marga Maasberg Viktorine Erna Nitter Rosa Rose-Renée Roth Solange Lutz Mackensy Titus Annemarie Kuster Alpha Bianca Böhme Kinderstimme Peter Heeckt Kinderstimme Michael Heinz Kinderstimme
"Suonare la campana" (man bittet zu läuten) heißt es auf einer Tafel am protestantischen Friedhof in Rom. Der Titel des Hörspiels zitiert bewußt jene Inschrift. Die Bedeutung des Läutens ist so vielschichtig wie alle anderen in dem Spiel handelnden Bedeutungen; sie reicht vom simplen akustischen Signal bis zur szenischen und gedanklichen Zäsur, vom Zeichen für Einlaß bis zur absurden Kundgebung in einem den römischen Friedhofssituationen merkwürdig verwandten Heim für Taubstumme. Nicht zuletzt meint sie auch einen Läuterungsprozeß, allerdings negativer Art, den die Hauptfigur, der Pförtner des Taubstummenheims "Hubertus", absolviert.
Noch fünf Jahre nach der Ursendung galt dieses Hörspiel als nicht völlig verständlich und aufschlüsselbar. Einer psychologisch motivierten Dramaturgie wire es auch kaum gelingen, ihm völlig gerecht zu werden. Zwar benutzt Eich noch szenische Mittel einer psychologisch motivierten Handlungsführung, konzentriert sich andererseits aber so sehr auf das innersprachliche Beziehungsgeflecht von Wörtern und Begriffen, daß wir es hier eher mit einem Sprachspiel als mit einem Funkdrama herkömmlicher Art zu tun haben. Der Reiz, das Stück neu zu inszenieren, liegt in der Möglichkeit, heute mit der, durch erweiterte Reflexion auf Sprache, hinzuerworbenen Erfahrung an das Stück heranzugehen und ihm dadurch zu einem besseren Verständnis zu verhelfen.
Produktions- und Sendedaten
- Norddeutscher Rundfunk 1974
- Erstsendung: 19.05.1974 | NDR 3 | 61'30