Originalhörspiel

Autor/Autorin: Claude Aveline

Wahr ist es, doch man braucht es nicht zu glauben

Übersetzt aus dem Französischen

Übersetzung: Kurt Kusenberg
Technische Realisierung: Friedrich Basan, Laubenthal
Regieassistenz: L. Timm

Regie: Ludwig Cremer

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Gert WestphalIch
    Erich PontoAntiquitätenhändler
    Ursula LangrockStimme

Das Hörspiel ist auf weite Strecken reine Erzählung in der Vergangenheitsform. Neben dem kaum charakterisierten Ich-Erzähler hat in den letzten zwei Dritteln des Textes dann allerdings der alte Antiquitätenhändler eine wirkliche Rolle mit aktuellen (präsentischen) Emotionen. (In einer kurzen Vorrede zum Manuskript begründet der Autor diese Kontrastierung von Gegenwart und Vergangenheit.) – In einer Avenue, durch die er täglich geht, war dem Erzähler schon seit langem ein Antiquitätengeschäft aufgefallen und hinter dessen Schaufenstern, zwischen den Ausstellungsobjekten, ein grauer Sonderling, den man für eine seiner eigenen Antiquitäten halten konnte. Einmal, spät nachts, kam der Passant dort vorbei und griff – wahrhaftig zum erstenmal und in der festen Überzeugung, daß abgesperrt sei – nach der Klinke der Ladentür. Die Tür öffnete sich, und die Stimme des Alten fragte flüsternd: "Bist du es, Anna?" Nun erfuhr der Erzähler und erfährt man direkt durch Bericht und Erleben des Antiquitätenhändlers etwas Grausiges: Der alte Mann hat sich nicht von der Leiche seiner wohl schon seit Jahren verstorbenen Frau trennen können, sondern sie im unteren Teil einer alten Standuhr bei sich behalten – oder vielmehr glaubt er, sie bei sich behalten zu haben. Denn, so hört man wiederum durch den Erzähler: als der Mann die Standuhr öffnete, war nichts zu sehen, nicht einmal Gewichte oder ein Perpendikel. Nur er, der Graukopf, sah und beichtete dann angesichts der Leiche: Anna hat ihn aufgefordert, sie endlich zu begraben. Ein Grab im Hof ist schon längst ausgehoben, doch fehlte es ihm allein an Kraft, die Frau zu tragen. Und so mußte erst einer kommen und helfen. Der Rest der Geschichte stellt dar (beim Antiquitätenhändler in direkter Aktion, bei seinem Besucher in Erzählform), wie die beiden die nicht vorhandene Tote, deren Gewicht sie jedoch durchaus spüren, hinaustragen – sorgsam, damit nicht ihre langen blonden Haare am Boden schleifen. Nach erfolgter Bestattung in den Laden zurückgekehrt, hört der Alte aber gleichwohl wieder seine Frau sich regen. Und als er wiederum fragt: "Bist du es, Anna?", antwortet eine Frauenstimme (einzige Replik) mit einem eindeutigen "ja". (Reclams Hörspielführer)

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Südwestfunk 1956
  • Erstsendung: 17.01.1956 | SWF1 | 43'30

Auszeichnungen

  • Prix Italia 1955 (für die frz. Originalfassung)

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