Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Heiner Müller
Die Umsiedlerin oder Das Leben auf dem Lande (Langfassung)
Zum 75. Geburtstag von Heiner Müller
Vorlage: Die Umsiedlerin oder Das Leben auf dem Lande (Theaterstück)
Bearbeitung (Wort): Bert Koß, Wolfgang Rindfleisch
Komposition: Trötsch
Technische Realisierung: Andreas Meinetsberger
Regieassistenz: Christine Mellich
Regie: Wolfgang Rindfleisch
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Hilmar Eichhorn Beutler Falk Rockstroh Kaffka Samuel Finzi Rapp Götz Schubert Flint Dieter Mann Rammler Udo Kroschwald Treiber Victor Deiß Solleintreiber Milan Peschel Ketzer Matti Wien Siegfried Bianca Nele Rosetz Niet Günter Zschäckel Flüchtling Götz Schulte Fondrak Torsten Ranft Heinz Edwin Marian Senkpiel Steffen Scheumann Henne Günter Grabbert Alter Bauer Lotte Ohm Schmulka Doris Abeßer Alte Bäuerin Hermann Lause Mütze Ulrich Voss Krüger Monika Lennartz Flinte 1 Stephan Baumecker 1. Traktorist Uwe-Dag Berlin 2. Traktorist Wolfgang Jakob Simoneit Gerald Schaale Sieber Jürgen Holtz Landrat Andrea Solter Flinte 2 Annekathrin Bürger Treiberin Hendrik Arnst Arbeiter Arianne Burbach Sprecherin
Erzählt wird die Geschichte der Umsiedlerin Niet, die in einer Kammer beim korrupten Bürgermeister eines kleinen Mecklenburger Dorfes untergekommen ist. Schwanger von einem arbeitsscheuen und ständig Bier trinkenden Individuum namens Fondrak, macht sie sich Sorgen um die Zukunft ihres Kindes. Zwar hat die Bodenreform den ehemaligen Tagelöhnern und Kleinbauern eine kleine Parzelle Land gebracht, aber es fehlt überall an Saatgut, Zugvieh und Traktoren. Vielen geht es daher noch nicht besser als vorher. Da hilft auch nichts, dass der aus dem KZ heimgekommene Parteisekretär Flint nicht müde wird, den Fortschritt der neuen Ordnung zu preisen. Als ein alteingesessener Mittelbauer vom Neubauern Ketzer das geliehene Pferd zurückhaben will und der staatliche Solleintreiber ihm ebenfalls zusetzt, erhängt sich Ketzer in seinem Katen. Für ihn kommen die zwei sowjetischen Traktoren, die bald darauf ins Dorf rollen, zu spät. Auf einer Versammlung im Dorfkrug wird unter Anwesenheit des Landrats der gerechte Umgang mit den Traktoren diskuti ert. Der korrupte Bürgermeister will es dem Landrat besonders recht machen und schlägt die sofortige und vollständige Kollektivierung des Dorfes vor. Da das aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Sinne der Partei ist, verliert er seinen Posten, und Flint, der Parteisekretär, wird der neue Bürgermeister. Seine erste Amtshandlung ist, der Niet die Übernahme von Ketzers Hof anzubieten. Nach kurzem Zögern nimmt sie das Angebot an und siedelt um auf Ketzers Hof.
Müller breitet in seiner "Umsiedlerin" ein faszinierendes Panorama des Lebens auf dem Lande im Osten Deutschlands nach 1945 aus. In pointierten Szenen und mit großem sprachlichem Können werden die gesellschaftlichen Widersprüche dieser Zeit anhand einer überreichen Personnage deftig gezeichnet. Vom verzweifelten Kleinbauern bis zum karrieristischen Bürgermeister, von der verlassenen Ehefrau bis zur vom Kino träumenden Bauerstochter, vom albernen FDJler bis zum ehemaligen KZ-Häftling, alle kommen mit ihren Hoffnungen und Ängsten vor. Die "Umsiedlerin" schildert eine historisch bedeutsame Etappe deutscher Geschichte mit ihren tragischen und ihren komischen Seiten und vor allem die sympathischer durch die Frauen verkörperte Hoffnung auf ein neues, besseres Leben.
Weitere Informationen
Heiner Müller (1929-1995), Dramatiker von Weltrang, war zuletzt Intendant und künstlerischer Leiter des Berliner Ensembles.
Produktions- und Sendedaten
- Mitteldeutscher Rundfunk 2004
- Erstsendung: 13.01.2004 | MDR FIGARO | 22:00 Uhr | 88'31