Originalhörspiel, Science Fiction-Hörspiel
Autor/Autorin:
Werner Kließ
Der babylonische Turm
Technische Realisierung: Fritz Gortner, Heidemarie Ribbeck
Regie: Andreas Weber-Schäfer
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Gottfried John Jegor Sievers Marianne Mosa Franka Wilhelm Kürten Linder Toni Dameris Walter Pott Axel Radler Leon Rainer Walter Vits-Mühlen Tom Witkowski
Spielen ist zum wichtigsten Lebensinhalt einer vollautomatisierten Freizeitgesellschaft geworden, außerhalb der nur noch wenige Menschen in selbstgewählter Rückständigkeit leben.Jegor Sievers hat ein neues Spiel ausgetüftelt und es der obersten Spielebehörde vorgelegt, eine Variante des im 20. Jahrhundert verbreiteten Flippers, bei dem die Mitspieler in imaginären Flugzeugen durch die dreidimensionale Projektion eines Waldes fliegen und Punkte sammeln müssen. In einer Zeit, in der es keine Arbeit mehr gibt, genießen Spieleerfinder ein hohes Ansehen; Jegor kann also auf die Gutschrift einer größeren Menge Rechenzeit hoffen. Der Erlös für sein neues Spiel müsste reichen, um mit seiner Partnerin Franka etwas ganz Verrücktes zu unternehmen: einen Ausflug nach jenseits der Luftschleusen ihrer keimfreien Stadt, wo es noch echte Bäume und wirklichen Regen geben soll. Dort in der Außenzone treffen die beiden auf jene sagenhaften Primitiven, die auf ein em Niveau wie vor Jahrhunderten leben. In ihrer Stadt, die sie Babylon nennen, setzen sie ihren ganzen Ehrgeiz in die Errichtung eines zweiten babylonischen Turmes, nicht um eine Sprachverwirrung herbeizuführen wie im biblischen Geschehen, sondern gerade zur Überwindung der Vielspracherei. Da sie aber wegen dauernder Rückschläge nicht weiterkommen, hilft ihnen Jegor, der sich zwar nicht um ihre Probleme schert, den aber das Projekt als Spiel von nie dagewesenem Ausmaß reizt. Es gelingt ihm, großzügige Spenden an Rechenzeit zu erhalten, so dass der Turm bald in Angriff genommen werden kann: ein stetig wachsendes Gebilde aus einzelnen Segmenten, die durch Triebwerke übereinander in der Schwebe gehalten werden. Aber was für die Babylonier ein elementares Grundbedürfnis darstellt, ist für Jegor nichts weiter als ein enormer Spaß. Als seine Gefährtin für die Babylonier Verständnis aufbringt und den Wunsch äußert, nicht mehr in ihre Lebenssphäre zurückkehren zu wollen, verliert er die Lust und zerstört, was aus einer Laune heraus entstanden ist. Dass dabei auch Franka selbst umkommt, nimmt er bedauernd hin. Tilt.
Produktions- und Sendedaten
- Süddeutscher Rundfunk 1972
- Erstsendung: 03.01.1972 | 42'35