ARD-Hörspieldatenbank


Originalhörspiel



Konrad Hansen

Sonntags wenn die Schlächter schlafen



Regie: Raoul Wolfgang Schnell

Der Titel des Hörspiels von Konrad Hansen evoziert die Frage nach dem Verhalten der potentiellen Opfer - des Schlachtviehs, um im Bild zu bleiben - während einer kurzen Zeitspanne, in der sie sich selbst überlassen sind. Die Antwort, die der Autor mit seinem Spiel gibt, ist eine surrealistisch verfremdete Darstellung des Prozesses, der mit der schrittweisen Individuation der handelnden Personen einsetzt und über eine Reihe rasch wechselnder Gruppierungen bis zur Konstituierung neuer - oder alter - Machtverhältnisse führt. Statt jedoch ein schlüssiges Modell zu liefern, was bei einer derartigen Intention naheläge, entwirft Hansen ein poetisches Muster aus verschiedenen Realitäts- und Sprachebenen, in dem kausale oder psychologische Strukturen ebenso vage bleiben wie die Identität der Personen und die Lokalisierung des Geschehens. Der Autor schreibt dazu: "Jede Reaktion, jeder Satz, ist geprägt von der Angst vor dem Montagmorgen, wenn die Schlächter, ausgeruht und tatendurstig, wieder an die Arbeit gehen werden. Die stets gegenwärtige Angst trägt dazu bei, dass die handelnden Personen extremere Positionen beziehen, dass schließlich auch die Forderung nach einem Opfer, auf das die Mordgier der Schlächter fixiert werden soll, unerbittlicher gestellt und in die Tat umgesetzt wird, als das unter normalen Umständen der Fall wäre. Mit anderen Worten: Je näher das Ende dieses Sonntags, dieser knapp bemessenen Schonzeit, rückt, desto ähnlicher werden die potentiellen Opfer ihren Mördern, bis schließlich ein Grad von Identifizierung erreicht ist, der das Eingreifen der Schlächter eigentlich überflüssig macht." * Konrad Hansen (1933-2012), studierte Germanistik, Philosophie und Volkswirtschaft. Sein Hörspiel "Herr Kannt gibt sich die Ehre" wurde 1968 von der ARD für den Wettbewerb um den Prix Italia nominiert.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Hermann SchombergArthur
Dieter BorschePapa
Erika von ThellmannMama
Rosemarie FendelAnnabelle
Giselheid HönschMädchen
Michael ThomasJunger Mann
Alwin Joachim MeyerWächter


 


Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 1969

Erstsendung: 21.05.1969 | 47'42

Darstellung: