Originalhörspiel, Science Fiction-Hörspiel
Autor/Autorin:
Pierre Villon
Der achte Zyklus des Herrn 7 K
übersetzt aus dem Französischen
Übersetzung: Eugen Helmlé
Komposition: Enno Dugend
Technische Realisierung: Inge Bohle, Erhard Hafner
Regieassistenz: Burkhard Ax
Regie: Hans Gerd Krogmann
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Hannes Messemer 7 K Gert Haucke Dekan Horst Beilke Direktor Kurt Lieck General Louise Martini Professor Brigitte Lebaan Stimme
Wer sich nicht optimal in die rationelle, perfektionierte Gesellschaft einfügt, kann nach Entfernung seiner unbrauchbaren Eigenschaften sein Leben als Neugeborenes noch einmal beginnen. Am Ende des 4. Jahrtausends garantieren festgesetzte Normen und höchste Technologie Frieden, Wohlstand, Stabilität und Vollkommenheit für jedermann. Die Menschen stehen an der Schwelle zur Unsterblichkeit. Die Gegenwart ist vollkommen, die Zukunft wird mehr als vollkommen sein. Herr 7 K, der schon auf sechs Zyklen zurückblicken kann, repräsentiert den Menschen der neuen Zeit, der die alte Sklaverei der Erbanlagen hinter sich gebracht hat und von Bedürfnissen und Konkurrenzkampf befreit ist. Doch im siebten Zyklus beginnt eine schlimme Krankheit an ihm zu fressen. Am Institut für angewandte Philosophie hat er sich mit der Schwalbologie einen Namen gemacht, der Wissenschaft von den Papierschwalben, die sich sogar ein Weltall-General in Erwartung des freilich noch n ie gesehenen Feindes zunutze machen will. Seither gehen beunruhigende Veränderungen mit 7 K vor. Er hasst die unter dem magnetischen Kraftfeld wie unter einer Käseglocke beschützte Stadt, er hasst die künstlichen Vögel, er hasst seine Zeitgenossen, die wie Hampelmänner nach der Musik der Computer tanzen. Er verspürt Begehrlichkeiten und kann seine Triebe nicht mehr zügeln. Sein Gehirn ist auf dem primitiven Niveau, mit dem sich die unglücklichen Vorfahren um das Jahr 2000 zufrieden geben mussten. Er beginnt dem Bild dessen zu gleichen, was der Mensch einst gewesen ist: ein ungeschliffenes, kritisches, unzufriedenes Wesen. Obwohl der Zustand seiner genetischen Regression ernst ist, fühlt er sich kerngesund und empfindet den Zustand der anderen mit ihrem langweiligen vegetativen Leben ohne Gefühle und Bedürfnisse als krank. Die Schwere seiner retrograden Veränderungen macht eine Umpolungsaktion unausweichlich. Nach der Prozedur werden seine Nervenzellen gereinigt und seine schlechten Erinnerungen gelöscht sein. Als 8 K wird er dann als bezaubernder, rosiger Säugling wiedergeboren und mit aller Welt zufrieden einen neuen Zyklus beginnen.
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1974
- Erstsendung: 16.11.1974 | WDR 1 | 49'04