ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Science Fiction-Hörspiel
Hotel Auferstehung
Technische Realisierung: Fritz Gortner, Waltraud Förster
Regie: Andreas Weber-Schäfer
Ein zukünftiger Staat hat wenig Interesse an der Wiedererweckung zehntausender Schwerkranker, die in tiefgefrorenem Zustand auf Fortschritte in der Medizin hoffen. Ende des 20. Jahrhunderts waren überall Kühlhäuser entstanden, in denen Todkranke Eigentums-Kühlfächer erwerben konnten, später hatte man jedoch alle wieder abgerissen, weil sich die Reanimation als undurchführbar erwiesen hatte. Nur in Libertanien, einer kleinen Mittelmeerinsel vor der spanischen Küste, war eines dieser Häuser stehengeblieben. Früher, als die Hauptstadt noch Palma hieß, war die Insel ein beliebtes Reiseziel, doch dann kam der große Klimaumschwung, und die Touristen blieben aus. Jeder, der seinerzeit ein Kühlfach erwerben wollte, mußte in Libertanien ein Konto mit einem namhaften Betrag einrichten, und von diesem Vermögen lebt die Insel noch heute. Nicht auszudenken, wenn das Ausland jetzt Ansprüche geltend machte! Allein die Tatsache, daß sich im Jahr 2498 ein Tourist in den Dauerregen des Inselklimas verirrt, ist merkwürdig genug. Seine Fragen nach der Funktion jenes merkwürdigen Hauses lassen ihn in den Verdacht geraten, ein spanischer Agent zu sein. Natürlich ist der Regierung bekannt, daß es die Spanier als Nation seit Jahrhunderten nicht mehr gibt, aber ein äußerer Feind war schon immer unverzichtbar für die innere Stabilität eines Staates. Zur selben Zeit hat der Arzt Dr. Santos mit seinem Reanimations-Experiment Erfolg. Aber der Wiederbelebte, ob wohl physisch geheilt, steht geistig auf der Stufe eines Kretins. Unvorstellbar, welche Folgen die Reanimation der Eingefrorenen nach sich zöge - das immense Kapital und die damit verbundene Macht in Händen von sechzigtausend Idioten - und das in einem Land mit nicht einmal einer Million Einwohnern! Als am Ende die Energiezentrale des Kühlhauses einem Sprengstoffanschlag zum Opfer fällt, erhält der Premierminister Gelegenheit zu einer flammenden Rede über die Feinde des Staates, und der Staatssicherheitsdienst kann einmal mehr die Notwendigkeit seiner Existenz rechtfertigen.