ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Stunde in Venedig/Nachmittag
Redaktion: Henning Rademacher
Technische Realisierung: Herta Werner, Stefan Wirtitsch
Regieassistenz: Alice Elstner
Regie: Renate Pittroff
"There was no fault: there was misfortune, even tragedy" - so der britische Premierminister Gladstone über eine prominente Ehe, die wegen Nichtvollzugs annulliert wurde. Es ist die Ehe zwischen dem berühmten englischen Kunstkritiker, Privatgelehrten und Förderer der Praeraffaeliten John Ruskin (1819-1900) und seiner Frau Effie. Das Hörspiel ist ein fiktiver, von Trauer, Zorn und zarter Zuneigung getragener Dialog der blutjungen Effie Ruskin im Jahre 1851 mit dem schwerkranken und vom Tode gezeichneten österreichischen Offizier Paulizza in Venedig. Er hatte 1848 die von den Österreichern belagerte und von Hungersnot und Cholera gezeichnete "Serenissima" bombardieren lassen. Die Autorin entlehnt den historischen Kontext, die Ruskinsche Ehe, um die neurotischen Strukturen eines Lebenskonzepts aufzuspüren. John Ruskin, dem Verfasser des epochalen Werkes "The Stones of Venice" (Die Steine von Venedig, 1853) haben es allein die "wie Zuckerstücke im Tee dahinschmelzenden" Bauwerke dieser morbiden Stadt angetan. Dass seine junge Frau sich vor erotischem Verlagen fast verzehrt, scheint er nicht zu bemerken. Als Pioniere und Protagonisten einer neuen Zeit erscheinen die Beteiligten dieser Dreierkonstellation auf der Suche nach idealer Schönheit und nach dem vollkommenen Liebeskörper.
Marianne Sula, 1954 in Wien geboren, schreibt Lyrik, Theaterstücke, Kurzprosa und Romane, u.a. "Orangen und Chorgitter". 1993 erhielt sie den Salzburger Dramenpreis. Der NDR beteiligte sich 1998 als Co-produzent an ihrem ersten Hörspiel "Das Grün, Madame" (DeutschlandRadio Berlin/NDR 1998).