ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre (2. Teil)
Vorlage: Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre (Roman)
Bearbeitung (Wort): Helmut Peschina
Komposition: Kurt Schwertsik
Redaktion: Henning Rademacher
Technische Realisierung: Herta Werner-Tschaschl, Markus Gassner
Regieassistenz: Alice Elstner
Regie: Robert Matejka
Die im IX. Wiener Bezirk gelegene und "Strudlhofstiege" genannte Treppenanlage ist symbolträchtiger Dreh- und Angelpunkt des 1951 erschienenen Romans. Im Mittelpunkt steht der Amtsrat und frühere k. u. k. Major Melzer, bei dem "im Oberstübchen das Licht nicht gerade sehr hell brennt". So hat Doderer seine Hauptfigur, einen klassischen Anti-Helden, charakterisiert. Über verschlungene Abwege, Intrigen und Verstrickungen richtet er sich am Ende scheinbar zufrieden ein in seinem kleinbürgerlichen Glück. Der polyphon strukturierte Roman, eine österreichische "Comedie humaine" und "epische Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Gesellschaft schlechthin" (Marcel Reich-Ranicki), ist ein pointilistisch gestaltetes Zeitgemälde der Wiener Gesellschaft von 1910 bis 1925. Gegenwart und erinnerte Vergangenheit vermischen sich dabei immer wieder. Der mit Marcel Proust verglichene österreichische Schriftsteller wollte so vor allem die von ihm "erste Wirklichkeit" genannte, erinnerte und daher "wahre Realität" abbilden. "Die Strudlhofstiege" gehört zu den epochalen Großstadtromanen des 20. Jahrhunderts und gilt bis heute als der "Wien-Roman" schlechthin.
Heimito von Doderer wurde 1896 in Weidlingau als Sohn eines Architekten bei Wien geboren. Die Jahre 1916 bis 1920 verbrachte er in russischer Kriegsgefangenschaft. Sein Studium der Geschichtswissenschaft schloss er mit Promotion ab. Mit den Romanen "Die Strudlhofstiege" (1951), "Die Dämonen" (1956) und "Die Merowinger" (1962) zählt der für den Nobelpreis für Literatur vorgeschlagene Autor zu den bedeutendsten österreichischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Er starb 1966 in Wien.