ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Ganz in Weiß
Komposition: Gottfried von Hüngsberg, Peer Raben
Technische Realisierung: Hans Greb, Barbara Liebrich
Regie: Rainer Werner Fassbinder, Peer Raben
In streng strukturierter Form soll der "Geschichte eines Fürsorgezöglings" nachgehört werden. Von Schlagern, Befehlen, Realgeräuschen über "Interviews" mit Sozialhelfern, Zöglingen, Eltern bis zu fiktiven Dialogen unter den Zöglingen soll die frage untersucht werden, wie sehr Sprache, Musik und Geräusche als Mittel zur Unterdrückung, zur Fehlentwicklung und zur Asozialisierung eines Menschen in einem nur leicht extremen Lebensbereich benutzt werden können. Der "Mensch als Ergebnis" ist Ausgangspunkt der Fragestellung. Wie kann es kommen, dass einer das, was aus seinem Leben gemacht worden ist, als sein eigenes Leben hinnimmt, dass er keine Phantasie entwickeln kann, keine eigene Freude, keine eigene Lust?
Neben Filmen und Theaterstücken schrieb und produzierte Rainer Werner Fassbinder auch einige Hörspiele, die er in den 1970er Jahren mit seinem inzwischen legendären Schauspielerteam seines "antitheaters" umsetzte. in seiner rhythmisierten Collage soll der "Geschichte eines Fürsorgezöglings" nachgehört werden. Die Frage, wie sehr Sprache, Musik und Geräusche als Mittel zur Unterdrückung, zur Fehlentwicklung und zur Asozialisierung eines Menschen benutzt werden können, hat den "jungen Fassbinder" dabei besonders interessiert. (Text von 2015 anlässlich der Wiederholung des Hörspiels beim NDR zum 70. Geburtstag Fassbinders)