ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Otto Heinrich Kühner, Christine Brückner
Nichts als Theater
Regie: Jörg Jannings
Im Kleinen Haus von XYZ wird der Vietnam-Diskurs von Peter Weiss gespielt. Man befindet sich kurz vor der Pause, auf der Bühne rattern Maschinengewehre, draußen vor dem Theaterfoyer unterhalten sich zwei Garderobieren über Gehacktes. Dann strömt das Publikum zum Büffet, um bei Limonade und Sekt die befremdenden Ereignisse auf der Bühne zu kommentieren. Fabrikant Schulze hingegen findet es empörend, daß man ihm als Abonnenten diesen Weiss zumutet, er will Theater sehen und keinen Politunterricht erhalten. Dr. Müller-Schwalbach ("Er ist Kritiker und von Berufs wegen gehalten, alles ästhetisch zu sehen für die Feuilletonspalten") kann nicht umhin, ihm in gewisser Hinsicht recht zu geben, andererseits allerdings ... Nach dem zweiten Akt indessen wird es für Müller, Schulze und Co. erst richtig interessant, denn dann kommt die APO mit Bärten und Sammelbüchsen und gleich darauf die Polizei.
"Die Menschen, die ins Theater gehn
Sind interessanter als das, was sie sehn,
Sind vor allem mit absoluter Sicherheit,
Die einzige präsentische Wirklichkeit.
Man spielt mit ebensoviel Kunst wie Fleiß,
Den Vietnam Diskurs von Peter Weiss,
Und zwar in schwarzen und weißen Gewändern,
Denn Weiss will die Gesellschaft verändern.
Doch die Gesellschaft, die durch die Gänge schlendert,
Hat sich bis jetzt in der Tat nicht verändert.
Da ist etwa Fabrikant Schulze und Frau Inge,
Mit fertigen Ansichten und, nach Lage der Dinge,
Nicht zu denen zu rechnen, die es ja wollten,
Daß Gesellschaft und Staat sich verändern sollten.
(Otto Heinrich Kühner)