ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Horváths Ast
Technische Realisierung: Herbert Kuhlmann, Anne Effertz
Regieassistenz: Thom Kubli
Regie: Jörg Schlüter
Am 01. Juni 1938 fährt aus nahezu heiterem Himmel der Blitz in einen Baum der Champs-Elysées. Ein Ast bricht ab und erschlägt den österreichischen Dichter Ödön von Horváth. Wenige Monate zuvor war er aus Wien geflüchtet, einen Tag nach der Annektierung Österreichs. Sein Verhältnis zu den Nationalsozialisten war zwiespältig. Seine Literatur und seine offen erklärte Gegnerschaft passten nicht in die politische Linie, dennoch wurde er in den "Reichsverband deutscher Schriftsteller" aufgenommen. Horváth will an diesem Tag den schon 1933 geflohenen deutschen Regisseur Robert Siodmak treffen. Es geht um die Verfilmung seines regimekritischen Romans "Jugend ohne Gott". Aber aus dem Projekt wird nichts werden. Ein Schicksalsschlag, wie ihn Horváth in seinem Tagebuch schon vorausgesagt hatte oder ein von langer Gestapo-Hand geplanter Mord? Horváths Freund Ulrich Becher reist nach Paris. Er glaubt nicht an Zufälle.
Ulrich Land, geboren 1956 in Köln, lebt in Hattingen und schreibt neben Lyrik und Prosa vor allem Essays, Features und Hörspiele fürs Radio. In den biografischen Spuren großer Autoren findet er gelegentlich amüsante Ungereimtheiten, die die Phantasie beflügeln, so in seinen Hörspielen "Kleist - das Nachspiel" (WDR 2003), "Marlowes Drama" (DLR 2003) oder "Nabokovs Nachtfalter" (WDR 2005).