Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Patricia Görg
Making of Hermann - Eine Denkmalsschlacht
Komposition: Harald 'Sack' Ziegler
Dramaturgie: Friederike Roth
Technische Realisierung: Dietmar Rözel, Joker Nies
Regieassistenz: Constanze Renner
Regie: Iris Drögekamp
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Dieter Mann Ernst von Bandel Rosemarie Fendel Bleigießerin Hans Peter Korff Zeitschuh Jens Wawrczeck Geschichtswicht Michael Tregor Geschichtswicht Walter Renneisen Geschichtswicht Berthold Toetzke Stimme aus der Vergangenheit
Auch wenn neuere Forschungen die klassischen Ansichten über Ort und Zeit der Varusschlacht, die die römischen Legionen von der vollständigen Eroberung Germaniens abhielt, ins Wanken gebracht haben, so wurde doch das Jahr 2009 bei passenden Gelegenheiten als Zweitausendjahres-Jubiläum des Sieges der Germanen und ihres Anführers Hermann gefeiert. Was 9 n. Chr. nach dem römischen Geschichtsschreiber Tacitus im Teutoburger Wald geschah, erschien der deutschen Nationalbewegung des frühen 19. Jahrhunderts illusorischerweise als einigender Beginn der deutschen Geschichte und bietet seitdem ein Feld für allerlei Projektionen. Die Nationalbewegung selbst entstand, während Napoleons Truppen Europa durchzogen und unterwarfen wie ehedem die römischen; wer in dem in widerstreitende Kleinstaaten zerfallenden alten deutschen Reich lebte, konnte allenfalls in preußischen Befreiungskriegen Gegenkräfte erkennen, die Napoleon etwas entgegenzusetzen hatten, das der Tat des Cheruskerfürsten Hermann ebenbürtig schien, der zu einem "politischen Leitmythos" (Herfried Münkler) wurde. In den Vorstellungen dieser Zeit wuchs der aus Franken stammende Bildhauer Ernst von Bandel (1800-1876) auf, der all seine Kräfte und organisatorischen Energien daran setzte, Hermann ein Denkmal zu errichten. 1838 hatte er den Platz gefunden und konnte den Grundstein legen - auf der Grotenburg, einer Erhebung des Teutoburger Waldes im damaligen Fürstentum Lippe-Detmold. Es sollte ein "Ehrenmal" des ganzen deutschen Volkes werden, aus dem die Spenden für den Bau kamen. Der neue Reichstag des 1871 geeinten neuen Reiches bewilligte 10.000 Reichstaler Zuschuss. Krupp lieferte das 7 Meter lange Schwert, das der gen Westen gewendete kupferne Hermann in die Höhe reckt. 1875 wurde das über 53 Meter hohe Denkmal eingeweiht - der Kaiser, der Kronprinz, der Reichskanzler Bismarck und die deutschen Fürsten waren die Ehrengäste beim Festzug von Zehntausenden. Was aus der Nationalbewegung im neuen imperialen Deutschland wurde, hat Ernst von "Jetzt stellen Sie sich mal vor: Sie stehen mit einer Schmiedeschürze am Vulkan des 19. Jahrhunderts, entringen ihm dieses Riesenmaskottchen." (Patricia Görg)
Weitere Informationen
Patricia Görg, geboren 1960 in Frankfurt am Main, lebt als freie Autorin in Berlin. Sie studierte Theaterwissenschaft, Soziologie und Psychologie in Berlin. 1999 erhielt sie das Telekom-Stipendium beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Sie hat Essays für Zeitungen und das Radio geschrieben und mehrere Bände Erzählprosa veröffentlicht: "Glücksspagat" (2000), "Meer der Ruhe" (2003), "Tote Bekannte" (2005), "Meier mit Y" (2008). Darüber hinaus hat sie zahlreiche Hörspiele geschrieben.
Produktions- und Sendedaten
- Südwestrundfunk 2009
- Erstsendung: 18.12.2009 | SWR2 | 22:03 Uhr | 51'38